Ein religiöser Hardliner führt die Taliban an
Die Talibanführung gibt sich seit der Machtübernahme Afghanistans sehr versöhnlich, tritt schon länger in vielerlei Hinsicht anders auf als noch 2001. Doch bleibt das auch so? Dass die Regierung «offen und integrativ» sein wird, ist mehr als fraglich, denn ihr Führer ist vom alten Schlag. An der Spitze steht seit 2016 Mawlawi Haibutullah Akhundzada, der «Befehlshaber der Gläubigen». Der Paschtune hat das letzte Wort in religiösen, politischen und militärischen Fragen. In den Achtzigerjahren kämpfte Akhundzada, der um die 60 Jahre alt sein soll, gegen die sowjetischen Soldaten, später führte er in Kandahar eine Koranschule. Er hat das Land kaum verlassen und ist ein religiöser Hardliner geblieben, auch wenn sich seine Sprecher jetzt gemässigt geben. Öffentlich zeigt er sich nicht, sodass es immer wieder zu Gerüchten kommt. Wie beim Corona-ausbruch, als es im Sommer 2020 hiess, er sei dem Virus erlegen. Die Taliban meldeten daraufhin, er sei kerngesund.