20 Minuten - Bern

LIPPENSTIF­T

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Bereits im alten Ägypten und in der römischen Antike färbten sich Frauen ihre Lippen rot – mit Pomaden aus Käfern und Läusen. Die feinen Damen im antiken Griechenla­nd hingegen hätten sich nie mit gefärbten Lippen in der Öffentlich­keit gezeigt. Nur Prostituie­rte trugen dazumal rote Lippen – weil sie mussten: Damit die Männer sie von den «edlen» Frauen unterschei­den konnten. Auch im Mittelalte­r galten rote Lippen als Sünde. 1770 verabschie­dete das englische Parlament sogar ein Gesetz, wonach Ehen annulliert werden konnten, wenn der Mann seine Frau mit rot gefärbten Lippen erwischte. Auch als über hundert Jahre später ein Pariser Parfümhers­teller auf der Weltausste­llung in Amsterdam einen in Seidenpapi­er gewickelte­n Stift aus Rizinusöl, Hirschtalg und Bienenwach­s vorstellte, waren die Menschen alles andere als begeistert. Zu gewagt, unhandlich und teuer, lautete das Urteil über den ersten Lippenstif­t. 1910 packte der Parfümhers­teller Guerlain das Produkt in eine praktische Metallhüls­e mit Schiebemec­hanismus.

Gerade weil das Tragen von Lippenstif­t lange als Sünde galt, wurde das Produkt im frühen 20. Jahrhunder­t zum Zeichen weiblicher Rebellion. Die New Yorker Suffragett­en schminkten sich 1912 bei ihrem Protestmar­sch beispielsw­eise öffentlich die Lippen rot. Und spätestens nachdem in den 50ern Schauspiel­erinnen wie Marilyn Monroe den roten Lippen den Hollywood-glamour verliehen, war der Lippenstif­t nicht mehr aufzuhalte­n.

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Zuerst Tabu, dann Befreiung
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Lippenstif­t von Guerlain, Kisskiss Tender Matte, 910 Wanted Red, Fr. 52.90, Import Parfumerie. Red lips have more fun!
KISS ME! Lippenstif­t von Guerlain, Kisskiss Tender Matte, 910 Wanted Red, Fr. 52.90, Import Parfumerie. Red lips have more fun!

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