Zertifikatspflicht: Zuwarten des Bundes verärgert Kantone
BERN. Der Zugang zu Restaurants wird vorläufig nicht beschränkt. Kantone und Verbände kritisieren dies.
Restaurants, Bars, Kinos oder Fitnesszentren bleiben vorerst für alle zugänglich. «Die Lage ist noch nicht so dramatisch, dass die Zertifikatspflicht ausgeweitet werden muss», sagte Bundespräsident Guy Parmelin gestern an einer Medienkonferenz. Die Kantone und der Bundesrat behielten sich aber das Recht vor, die Ausweitung einzuführen.
Tobias Bär, Mediensprecher der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), kritisiert: «Wird die Massnahme erst ergriffen, wenn eine flächendeckende Überlastung der Intensivstationen bereits vorliegt, dann kommt sie zu spät.» Drohen nun kantonale Alleingänge? Der Bund bestätigte laut der GDK gestern, dass die Kantone, gestützt auf die Covid-verordnung und das Epidemiengesetz, eine Ausweitung eigenständig beschliessen könnten.
Der Zürcher Regierungsrat etwa hätte es aufgrund der Entwicklung und der Situation in den Spitälern begrüsst, die Zertifikatspflicht rasch einzuführen, sagt Cristina Casanova, Sprecherin der Zürcher Staatskanzlei. «Da die epidemiologische Lage in allen Kantonen ähnlich ist, befürwortet der Kanton Zürich dabei eine schweizweite Lösung.» Die Kantonsregierung begrüsse, dass eine nationale Lösung in der Ausweitung der Zertifikatspflicht möglich sei. «Sie bedauert aber, dass der Bundesrat keine Aussagen zu einem möglichen Zeitpunkt kommuniziert hat», so eine Sprecherin.
Gross ist der Unmut im Gesundheitswesen,
wo man sich Massnahmen erhofft, um die Spitäler vor Überlastung zu schützen. Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner: «Der Zeitpunkt für Massnahmen wäre jetzt gegeben.»