Schule zu in Lenzburg: Wird das reichen?
LENZBURG. 607 Kinder müssen vorerst daheim bleiben. Eine Epidemiologin warnt vor einer weiteren Corona-verbreitung.
KONTROVERS Seit Ende der Sommerferien wütet das Virus mehr denn je an den Schweizer Schulen: Am Montagabend entschieden die Aargauer Behörden aufgrund mehrerer Infektionen, dass die gesamte Unter- und Mittelstufe und drei Kindergartenklassen in Lenzburg geschlossen werden. Dies, weil man mit den Testkapazitäten an den Anschlag gelangte, so Linda Villiger, Co-schulleiterin der Primarschule. Betroffen sind laut dem Aargauer Gesundheitsdepartement 607 Kinder aus 29 Klassen. Der Präsenzunterricht wird bis zum 16. September ausgesetzt. Die Reaktionen auf die Schliessung seien ganz unterschiedlich ausgefallen, sagt Villiger. Die Schule stehe in Kontakt mit den Eltern.
«Grundsätzlich sieht man, dass die Massnahmen an den Schulen extrem unterschiedlich und nicht ausreichend seien», sagt Olivia Keiser, Epidemiologin an der Uni Genf. Teils gäbe es keine Maskenpflicht, gelüftet werde nicht genügend und Hepa-filter würden fast nie eingesetzt werden. «Es erstaunt mich nicht, dass das Virus nun so grassiert mit der Delta-variante. Man müsste nun dringend die
Massnahmen anpassen und möglichst eine nationale Lösung finden.» Sie habe das Gefühl, es sei nicht klar, wer zuständig sei. «Die Verantwortung wird hin und her geschoben.»
Für die Epidemiologin ist klar: «Wenige Massnahmen und nur Hände waschen reicht nicht und es wird zur weiteren Verbreitung kommen.» Sie verweist deshalb auf ihre Studie von Ende August, die aufzeigt, dass sich Lüften, Gesichtsmasken und Luftfilter in Kombination mit weiteren Massnahmen, wie Testungen und Aha-regeln, sehr gut eignen, um eine Ausbreitung von Coronaviren via Aerosolen zu verhindern. Die generelle Bevölkerung habe die Möglichkeit zur Impfung: «Die Leute haben oft etwas mehr die Wahl, ob und wie sie sich schützen wollen, als die Kinder in den Schulen.»