Bataclan-terror: 330 Anwälte am Prozess
PARIS. 140 geplante Verhandlungstage, über 330 Anwälte und 1800 Nebenkläger: Seit gestern läuft der Prozess um die Bataclan-anschläge.
Die Pariser Anschläge vom 13. November 2015 haben Frankreich tief traumatisiert – nun soll der grösste Prozess in der Geschichte des Landes die Hintergründe der Attentate mit 130 Toten klären. Mit Bart, schwarzem T-shirt und schwarzem Mund-nasen-schutz erschien Salah Abdeslam gestern zum Auftakt des Prozesses. «Es gibt keinen Gott ausser Allah», waren seine ersten Worte. Der 31-jährige Franko-marokkaner war am Morgen in einem stark gesicherten Konvoi aus dem Gefängnis zum Gericht gebracht worden. Er hatte gut fünf Jahre dort in Isolationshaft verbracht und sich bislang nie detailliert zu den Taten geäussert.
Im Verfahren sind auch 19 weitere Männer angeklagt, die unter anderem Waffen besorgt und Abdeslam bei der Flucht geholfen haben sollen. Bis Mai sind 140 Verhandlungstage geplant. Mehr als 330 Anwälte sind beteiligt. «Die gesamte Welt beobachtet uns», sagte Justizminister Eric Dupond-moretti französischen Tv-sendern. Die Ereignisse hätten sich tief in das kollektive Gedächtnis eingegraben, fügte er hinzu.
An den ersten beiden Tagen werden die knapp 1800 Nebenkläger aufgerufen, unter ihnen Betroffene und Angehörige aus etwa 20 Ländern. Ein rotes oder grünes Band an ihrem Zugangsausweis zeigt an, ob sie von Journalisten angesprochen werden dürfen. Knapp 1000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz, um den Prozess abzusichern. Im historischen Justizpalast auf der Ile-de-la-cité wurde ein neuer Saal mit 550 Plätzen eingerichtet. Die Verhandlungen können in etwa zehn weitere Säle übertragen werden.
«Der Prozess soll es den Familien ermöglichen, zu verstehen, was passiert ist», sagte der ehemalige Staatsanwalt François Molins RTL. Der Prozess soll für die Nachwelt gefilmt werden. Ein Urteil ist frühestens im Mai 2022 zu erwarten.