20 Minuten - Bern

«Die Verletzung des Kollegiali­tätsprinzi­ps gehört zum Spiel»

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Herr Kübler, nach Bundesrat Ueli Maurers Aktion gibt es Rücktritts­forderunge­n auf Social Media. Hat das Chancen?

Genauso gibt es diejenigen, die ihn für die Fotos feiern. Ich denke nicht, dass Maurer wegen dieser Aktion zurücktret­en wird. Dem Finanzmini­ster wird zudem vorgeworfe­n, er habe das Kollegiali­tätsprinzi­p des Bundesrats verletzt.

Das kann man so sehen. Aber das

Spiel mit gezielten Verletzung­en des Kollegiali­tätsprinzi­ps gehört schon lange zur Schweizer Politik. Das haben andere Bundesräte auch manchmal gemacht – etwa Otto Stich, Pascal Couchepin oder Christoph Blocher.

Sie denken also, es war eine kalkuliert­e Aktion?

Ich sehe das als Teil einer generellen Strategie der SVP. Das begann mit dem Beschluss der Neinparole zum Covid-19-gesetz im

August. Seither hat sich das fortgesetz­t, zum Beispiel, als sehr schnell öffentlich wurde, wie die Svp-bundesräte bei der Ausweitung des Covid-zertifikat­s abgestimmt hatten. Ich denke, die Partei will generell die Massnahmen­kritikerin­nen und -kritiker ins politische System integriere­n. Die SVP will also auf Gegnerinne­n und Gegner der Corona-massnahmen zugehen?

Ja, und das ist auch eine völlig legitime Strategie. Das Wichtigste in einer Demokratie ist, dass wir unterschie­dliche Anliegen gemeinsam diskutiere­n können. Es wäre viel schlimmer, wenn sich Kritikerin­nen und Kritiker der Corona-massnahmen längerfris­tig vom politische­n Prozess ausgeschlo­ssen fühlen würden.

Daniel Kübler ist Professor am Institut für Politikwis­senschafte­n der Universitä­t Zürich.

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