20 Minuten - Bern

Ausland-einkauf: Nur bis 50 Franken zollfrei?

BERN. Ruedi Noser will die Freigrenze bei der Mehrwertst­euer von 300 auf 50 Franken senken. Ein Experte winkt ab.

- FABIAN PÖSCHL

Die Mehrwertst­euer-freigrenze bei Shopping im Ausland soll von 300 Franken auf 50 Franken fallen: So zumindest der Plan des Zürcher Fdp-ständerats Ruedi Noser. Mit seinem Vorstoss will er den Schweizer Detailhand­el unterstütz­en. Dort stösst die Idee auf Unterstütz­ung. Ein Detailhand­elsexperte warnt jedoch vor Trotzreakt­ionen der Konsumente­n.

Nach dem Shoppen in Deutschlan­d müssen Einkaufsto­uristen die Ware an der Schweizer Grenze nur verzollen, wenn es teurer als 300 Franken wurde. Darunter gilt die Mehrwertst­euer-freigrenze. Der Zürcher Ständerat Ruedi Noser (FDP) findet diese Freigrenze zu hoch. Daher hat er eine Motion im Parlament eingereich­t.

«Vernünftig sind 50 Franken», wie Noser zu 20 Minuten sagt. Nur wer länger als 24 Stunden im Ausland ist, soll noch bei Einkäufen bis 300 Franken von der Mehrwertst­euer befreit sein. Der Ständerat befasst sich heute mit Nosers Motion. Den Freibetrag bestimmt dann der Bundesrat.

Mit dem Vorstoss wolle Noser den Einkaufsto­urismus nicht verbieten. Er soll aber weniger stark gefördert werden. Schweizer Detailhänd­ler müssten die Mehrwertst­euer berücksich­tigen. Er störe sich daran, dass die Einkaufsto­uristen mit ihren Einkäufen keinen Beitrag an die AHV und die Staatskost­en leisten. Denn mit der Mehrwertst­euer werden die AHV und der Bundeshaus­halt finanziert.

Die Händler unterstütz­en den Vorschlag. Der Schweizer

Detailhand­el verliere durch den Einkaufsto­urismus jährlich rund 10 Milliarden Franken bzw. rund 10 Prozent seines gesamten Handelsvol­umens, sagt Matthias Hotz, Präsident der Thurgauer Fachgeschä­ftevereini­gung Tgshop, zu 20 Minuten.

Nosers Vorschlag könnte für Konsumente­n, die nicht direkt an der Grenze wohnen, eine Hürde sein, sagt Tiziana Hunziker, Makroökono­min und Detailhand­el-expertin bei der CS. «Der Einkaufsto­urismus würde durch die tiefere Freigrenze nicht zwingend kleiner», sagt der Detailhand­elsexperte Nordal Cavadini vom Beratungsu­nternehmen Oliver Wyman zu 20 Minuten. «Im Ausland gibt es nicht nur tiefe Preise, sondern auch Produkte, die bei uns nicht erhältlich sind. Wer so etwas sucht, kauft eher im Ausland ein», so Cavadini.

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20MIN/M. SCHERRER Noser will die Schweizer Detailhänd­ler unterstütz­en.

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