Jubel über Ehe für alle – jetzt kommen neue Forderungen
ZÜRICH. Kaum ist die Ehe für alle angenommen, fordert die Operation Libero nun die «nächsten Salamischeiben».
Homosexuelle Paare dürfen heiraten und verheiratete Frauenpaare erhalten Zugang zur Samenspende: Mit einem Ja-anteil von 64,1 Prozent haben die Stimmberechtigten der Ehe für alle zugestimmt. Nun will Operation Libero die Regulierung der Eizellenspende und der Leihmutterschaft in der Schweiz. «Wenn wir das weiterhin verbieten, verschliessen wir die Augen vor der Tatsache, dass auch Schweizer Kinder, dank einer Leihmutter, im Ausland zur Welt gekommen sind», sagt Co-präsident Stefan Manser-egli. Bestätigt sieht sich Anian Liebrand vom Gegenkomitee zur Ehe für alle: «Das heutige Resultat ist ein Dammbruch für weitere Forderungen», sagt er.
Die Gegner befürchten es schon lange: Es könnten weitere Liberalisierungsschritte gefordert werden. Etwa im Bereich der Fortpflanzungsmedizin, wo Leihmutterschaft und Eizellenspende heute in der Schweiz verboten sind. Gestern äusserte sich nach dem Ja zur Ehe für alle mit Operation Libero erstmals eine Organisation für die Regularisierung der Eizellenspende und auch der Leihmutterschaft. Die Eizellenspende sei dank des medizinischen Fortschritts heute mit deutlich weniger Risiken behaftet. Und die Erlaubnis der Leihmutterschaft würde die Chance bieten, diese Methode zu regulieren und die Involvierten auch rechtlich zu schützen. «Die nächsten Salamischeiben folgen», so Operation Libero.
So weit geht Grüne-nationalrätin Sibel Arslan derzeit nicht. Die Baslerin, die sich im Parlament für die Rechte der Lgbtqigemeinschaft einsetzt, sagt: «Wir werden uns dieser Debatte stellen müssen. Doch es wäre noch verfrüht, dazu Stellung zu nehmen.» Von der 20-Minuten-leserschaft ist ein beträchtlicher Anteil für weitere Liberalisierungsschritte. Das ergibt die Tamedia-nachbefragung. So würden 51 Prozent der Befragten die Eizellenspende in der Schweiz befürworten und 30 Prozent die Leihmutterschaft. Anian Liebrand, der Abstimmungskoordinator im Gegenkommitee zur Ehe für alle war, sagte: «Das heutige Resultat ist ein Dammbruch für weitere Forderungen – obwohl der Nein-anteil höher war als in den Abstimmungsumfragen.»
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