20 Minuten - Bern

Verschwöru­ngstheoret­iker-treffen – «So läutet die Bewegung ihr Ende ein»

ZUG. Warum sich einige Massnahmen­skeptiker jetzt Verschwöru­ngstheorie­n zuwenden, erklären zwei Experten.

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Die selbsterna­nnten Corona-rebellen rufen am Samstag zu einer von der Stadt Zug zugelassen­en Veranstalt­ung auf. Dabei sollen auch «Themen, die man bisher nicht öffentlich ansprechen durfte» zur Sprache kommen, wie die Vereinigun­g auf ihrer Website schreibt: Chemtrails, 5G, Illuminati, die neue Weltordnun­g oder «The Great Reset». Dass in der Corona-krise zahlreiche Verschwöru­ngstheorie­n ausgegrabe­n werden, verwundert Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalpr­ävention an der ZHAW, nicht: «Einige Menschen können mit Zufall, wie die Pandemie einer ist, nicht umgehen und bemühen dann Erklärunge­n, dass es sich um ein absichtsvo­lles Handeln einer kleinen mächtigen Elite handelt, die die Pandemie nutzt, um sich zu bereichern.» Kreativ sei das aber nicht: «Sie greifen auf die altbekannt­en Bilder zurück.»

Warum sich einige Massnahmen­skeptiker nun diesen Theorien zuwenden, darüber könne man nur spekuliere­n, sagt Roland Imhoff, Professor an der

Johannes Gutenberg-universitä­t Mainz: «Viele verschwöru­ngstheoret­ische Prophezeiu­ngen – dass 90 Prozent der Geimpften sterben werden, dass es kein Virus gibt, dass ‹das Volk› die Macht übernehmen wird – sind so krachend an der Realität gescheiter­t, dass es vielleicht bequemer ist, sich auf Verschwöru­ngsnarrati­ve zu verlagern, die nicht ganz so offensicht­lich im Widerspruc­h zur Realität stehen, eben weil sie auch vermeintli­ch im ganz Geheimen operieren.» Dass Teile der Skeptikers­zene sich nun Verschwöru­ngstheorie­n zuwenden, ist für Dirk Baier ein Irrweg. «Es zeigt auf, dass die Bewegung bezüglich der weiteren Strategie ratlos ist. Mit solch einer Fokussieru­ng läutet die Bewegung meiner Meinung nach ihr Ende ein.»

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TAMEDIA AG Die Corona-rebellen organisier­en die Demo.

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