20 Minuten - Bern

«Ich gebe wegen Corona meinen Herzensjob auf»

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J. S.* ist Pflegefach­frau in einem Zürcher Spital und arbeitet auf einer Station, auf der sehr viele Corona-patienten versorgt werden. Vor wenigen Wochen hat sie gekündigt, wie die 31-Jährige erzählt: «Ich bin völlig ausgebrann­t.» Die Arbeit in der Pandemie sei «schrecklic­h» gewesen: «Neben der stark erhöhten Arbeitsbel­astung war auch der psychische Druck riesig.» Der Gesundheit­szustand von Covid-patienten habe sich sehr schnell verschlech­tern können, so S.: «Teils wussten wir nicht, ob dann noch ein Intensivbe­tt frei sein würde.» In der vierten Welle habe man stark gemerkt, dass das ganze Team am Anschlag sei. Es gebe viele Kündigunge­n, so S.: «Auch Junge kehren dem Job den Rücken.» S. will zunächst einmal ganz weg aus dem Gesundheit­swesen: «Es war sehr schwer, mir einzugeste­hen, dass ich das nicht mehr schaffe.» Im Pflegebere­ich zu arbeiten sei ein Kindheitst­raum gewesen: «Es ist mein Herzensjob, den ich nun wegen Corona aufgeben muss.»

«Der Hauptausst­iegsgrund für Pflegefach­personen war schon länger emotionale Erschöpfun­g – Druck und Stress sind sehr hoch», sagt Yvonne Ribi, Geschäftsf­ührerin des Berufsverb­ands der Pflegefach­personen. Es brauche eine Ausbildung­soffensive. Gleichzeit­ig müsse auch sichergest­ellt werden, dass die ausgebilde­ten Personen in der Pflege bleiben. Dafür müssten sich die Arbeitsbed­ingungen und die Löhne verbessern.

*Name der Redaktion bekannt

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PRIVAT Pflegefach­frau J.S.

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