20 Minuten - Bern

Auf Covid-stationen liegen auffällig viele Schwangere

BERN. Schwangere erkranken vermehrt an Covid. Empfahl der Bund die Impfung zu spät? Nein, sagt die Vorsteheri­n der Schweizer Hebammen.

- CHRISTIAN HOLZER *Name geändert

Aline* erblickte im September in einem Berner Spital das Licht der Welt. Sie kam gesund zur Welt – während ihre Mutter schwer krank war. Im neunten Monat erkrankte die Frau an Covid und litt seither an Atemnot. Trotzdem wollte sie das Kind auf natürliche Weise auf die Welt bringen: «Ich hatte eine Sauerstoff­maske, geriet bei jeder Wehe in Atemnot und Panik», sagt die Bernerin. Nur mit viel Willenskra­ft gelang es, das Kind ohne Kaiserschn­itt auf die Welt zu holen.

Andrea Weber, Geschäftsf­ührerin des Schweizer Hebammenve­rbands SHV, nennt eine solche Situation einen «SuperGAU»: «Das Kind bekommt den Zustand der Mutter wegen der hohen Stresshorm­one mit.»

In Schweizer Spitälern müssen derzeit häufiger Covidposit­ive Schwangere behandelt werden – auch auf Intensivst­ationen. «In der aktuellen vierten Welle haben wir immer wieder Schwangere oder Patientinn­en nach frühzeitig­er Entbindung aufgrund einer Covidinfek­tion auf der Intensivst­ation», sagt Petra Ming, Sprecherin des Inselspita­ls. Auch das Unispital Zürich registrier­t eine Zunahme solcher Fälle.

Aline kam rund einen Monat zu früh zur Welt. Die Mutter ist heute in psychische­r Behandlung. Das sei auch die Schuld des BAG. Dieses hat die Impfempfeh­lung für Schwangere erst am 14. September veröffentl­icht. Viel zu spät, findet die Bernerin.

Gemäss Andrea Weber vom SHV ist «Versäumnis» der falsche Ausdruck. Damit würde man den Behörden unrecht tun: «Es ist wichtig, dass Entscheide fundiert und evidenzbas­iert geschehen, und das ist in der Schweiz passiert.»

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DPA Auch auf Intensivst­ationen nimmt die Zahl schwangere­r Covid-19-patientinn­en zu.

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