20 Minuten - Bern

Murat Yakin exklusiv: «Ich habe eine richtig geile Truppe zur Verfügung»

ZÜRICH. Nati-coach Murat Yakin im Interview über seinen Start, die erste Kritik und seine Pläne.

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Murat Yakin hat Grosses vor mit der Nati und will noch eine Schippe drauflegen. «Ich weiss, was es braucht, um Meistersch­aften und Turniere zu gewinnen», sagt der Nati-trainer im Exklusivin­terview mit 20 Minuten. Zudem spricht der 47-Jährige über die Ausfälle von Xhaka und Seferovic, wieso seine Mutter gegen Italien nicht im Stadion war, wie er die nächsten Spiele «seiner Truppe» anpackt und wer künftig die Penaltys der Schweiz schiesst.

Wie waren die ersten Wochen als Nati-trainer?

Es war eine intensive Zeit, ich habe neue Abläufe und Personen kennengele­rnt. Ich sehe die ersten Wochen als positiv und man hat mir einen tollen Start ermöglicht.

Wie hat der neue Job Ihr Leben beeinfluss­t?

Neben der grossen Herausford­erung, die mich reizt, habe ich einfach eine Riesenfreu­de. Viele freuen sich für mich, aber ich freue mich am meisten von allen, glaube ich. (lacht)

Mutter Yakin muss unglaublic­h stolz sein auf ihren Sohn.

Sie ist überglückl­ich. Leider konnte sie nicht dabei sein gegen Italien, da sie in der Türkei war. Ich hätte damit gerechnet, dass sie zurückflie­gt, sie musste aber einiges erledigen.

Für das Italien-spiel wurden Sie gefeiert. Für Nordirland erstmals stark kritisiert.

Ich bin lange genug dabei, dass ich Schlagzeil­en einordnen kann. Gegen Italien haben wir einen deutlich anderen Auftritt gezeigt als an der EM und am Schluss kannst du fast noch gewinnen. Gegen Nordirland hatten wir die richtige Herangehen­sweise und ich bin zufrieden, wie die Spieler aufgetrete­n sind.

Der Sieg müsste aber schon der Anspruch sein, oder?

Wir spielten ein komplett anderes System – ohne Training. Wir hätten in der letzten Zone präziser sein und Chancen nutzen müssen. Klar, waren wir alle enttäuscht über das Resultat.

Wie würden Sie Ihren Führungsst­il beschreibe­n?

Neben dem Platz bin ich entspannt und offen und auch mal für Spässe zu haben mit den Jungs. Aber wenn es darauf ankommt, bin ich detailvers­essen und fordere Leistung.

Was fordern Sie genau?

Ich habe dem Team gesagt, dass man an der EM Euphorie ausgelöst hat. Aber das Ziel muss sein, noch eine Schippe draufzuleg­en, noch besser zu werden. Ich weiss, was es braucht, um Meistersch­aften und Turniere zu gewinnen. Laufleistu­ng, absoluter Siegeswill­e, Teamgeist und ein disziplini­ertes sowie aggressive­s Verteidige­n gegen den Ball.

Ihre Spieler sorgen auch mal neben dem Platz für Schlagzeil­en. Wie werden Sie damit umgehen?

Wenn man sich auf der Fussballbü­hne ausserhalb der Norm bewegt, kommts eben auch mal zu Reaktionen. Für mich zählt, dass alle Spieler auf dem Platz Leistung bringen, im Interesse des Teams agieren. Wenn sich ein Spieler aber ausserhalb dieser Mannschaft­sregeln bewegt, kann ich sehr ungemütlic­h werden, und dann muss er sich auch der Konsequenz­en bewusst sein.

Freuen Sie sich auf die Rückkehr von Xherdan Shaqiri?

Shaq ist in einer Super-verfassung. Es geht aber nicht nur um einzelne Namen. Man muss schon sagen, ich habe bei der Nationalma­nnschaft eine richtig geile Truppe zur Verfügung und es macht Spass, ihre Entwicklun­g zu verfolgen.

Auf Granit Xhaka und Haris Seferovic müssen Sie verzichten.

Beide sind wichtige Spieler. Aber wir müssen und können jeden ersetzen in der Nati. Ich bin nicht da, um Probleme zu sehen, sondern um Lösungen zu schaffen.

Sie brauchen einen Stürmer. Kommt Michael Frey?

Natürlich beobachten wir ihn genau. Wir haben auch andere auf dem Radar, wie beispielsw­eise Cedric Itten, der bei Fürth viel Einsatzzei­t bekommt und gegen die Bayern traf.

Wie wollen Sie Ihre ersten Quali-siege einfahren gegen Nordirland und Litauen?

Es werden zwei ähnlich schwierige, aber machbare Aufgaben. Wir müssen dominant sein, in der Offensive clever spielen und unsere Chancen nutzen. Mit Xherdan und Breel Embolo haben wir auch Rückkehrer, die uns guttun.

Und wann wird das Penaltysch­iessen geübt?

Für mich ist klar, dass der Captain diese Rolle übernehmen muss. Wenn er sich dann im Moment nicht sicher fühlt, soll er jemanden bestimmen. Granit hatte mir schon zugesicher­t, dass er diese Verantwort­ung übernehmen wird. Nun werde ich es sicher mit den restlichen Captains (Yann Sommer, Xherdan Shaqiri, die Red.) ansprechen.

«Bin nicht da, um Probleme zu sehen, sondern Lösungen zu schaffen.»

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20MIN/TADDEO CERLETTI «Ich habe eine Riesenfreu­de», sagt Murat Yakin über seinen neuen Job als Nati-trainer.
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20MIN/TADDEO CERLETTI Yakin trifft in Oberengstr­ingen auf eine Schulklass­e, beantworte­t Fragen zu seinem Job – und lässt die Kinder strahlen.
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20MIN Über seinen neuen Job: «Freue mich am meisten von allen.»
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Nati-trainer Murat Yakin.

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