20 Minuten - Bern

Nach Fehlern: 200 000 Zertifikat­e widerrufen

ZÜRICH. Zahlen zeigen, dass schon über 200 000 Covid-zertifikat­e annulliert werden mussten.

-

BERN. Seit Beginn der Impfkampag­ne widerriefe­n die Behörden genau 203 910 Zertifikat­e für Geimpfte oder Getestete. Mindestens – die Dunkelziff­er ist wohl höher. Das eröffnete der Bund aufgrund einer Anfrage per Öffentlich­keitsgeset­z. Grund für die Widerrufe waren ungenaue, aber auch bewusst falsche Angaben. Ist der Zertifikat-schwarzmar­kt grösser als angenommen?

Seit Beginn der Impfkampag­ne haben die Kantone und die Impfzentre­n rund sechs Millionen Zertifikat­e für vollständi­g geimpfte Personen ausgestell­t. Dabei ging nicht immer alles mit rechten Dingen zu. Neue Zahlen des Bundesamts für Informatik und Telekommun­ikation zeigen nun: Die Kantone und Aussteller haben bisher 203 910 ausgestell­te Zertifikat­e widerrufen. Dazu zählen auch Zertifikat­e, die für Genesene und Getestete vergeben wurden – wobei dort die Dunkelziff­er noch höher sein dürfte.

Der Grund für das Chaos, besonders zu Beginn der Impfkampag­ne: Die Daten, mit denen sich die Impfwillig­en bei der Online-anmeldung registrier­t hatten, stimmten nicht mit den amtlichen Daten auf Pass oder ID überein. Alle Angaben müssen absolut präzise sein. Der Bund schreibt, die meisten Rückrufe seien wegen der Erfassung eines falschen Namens – falsch geschriebe­n, fehlender Zweitname – erfolgt. Dieses Bild bestätigte­n angefragte Kantone. Der Kanton St. Gallen rief allein in den letzten drei Monaten mehr als 17 050 Impfzertif­ikate zurück. Hauptsächl­ich, weil Vornamen oder Nachnamen vergessen wurden oder weil diese von den Angaben im Pass abwichen.

Neben den Zertifikat­en, die – unabsichtl­ich – auf falschen Namen ausgestell­t wurden, gibt es auch Fälle, bei denen Zertifikat­e erschliche­n wurden. Der Aktivist Hernani Marques, der die Zertifikat­szahlen per Öffentlich­keitsgeset­z angeforder­t hatte, befürchtet, dass der Schwarzmar­kt, auf dem man sich ein Impfzertif­ikat beschaffen kann, viel grösser ist als angenommen. Ihm seien Fälle bekannt, wo ein Zertifikat für 700 Franken zu haben sei.

Für den ehemaligen Bag-vizedirekt­or Andreas Faller sind diese fehlerhaft­en Zertifikat­e sehr heikel: «Sollten im grösseren Stil Zertifikat­e erschliche­n worden sein, dann haben wir ein ernstes Problem.» Für Faller ist klar: «Das BAG muss unbedingt so schnell als möglich komplette Transparen­z schaffen.» Eine Anfrage beim BAG blieb gestern unbeantwor­tet.

 ?? ?? Viele haben die Daten für das Covid-zertifikat falsch eingegeben.
Viele haben die Daten für das Covid-zertifikat falsch eingegeben.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland