20 Minuten - Bern

«Es ist nicht einfach, Menschen mit Pfeil und Bogen zu töten»

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Gewaltfors­cher Dirk Baier von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenscha­ften ordnet die Tat von Kongsberg ein.

Herr Baier, wie kommt es, dass ein Westeuropä­er im Namen des Islam Menschen tötet? Wir wissen, dass die Gefahr, in den Extremismu­s abzugleite­n, bei Konvertite­n höher ist. Und dass das in der Regel ein längerer Prozess ist. Die späteren Täter fühlen sich zuerst an den Rand der Gesellscha­ft gedrängt, sie verspüren in ihrem Leben eine gewisse Bedeutungs­losigkeit.

Die Konversion gibt ihrem Leben eine Richtung vor und eine Bestimmung. Geschieht diese Radikalisi­erung allein oder über soziale Kontakte? Ich denke, dass es für den Schritt vom Gedankengu­t hin zur Tat mehr braucht als nur das Internet. Das sind heute meist kleine Netzwerke, die einen radikalisi­erten Konvertite­n bestärken und überzeugen, zur Waffe zu greifen. Ungewöhnli­ch ist, dass B. die Menschen mit Pfeil und Bogen tötete. Für mich spricht das dafür, dass es zunehmend schwierige­r wird, an Schusswaff­en zu kommen. Ich vermute ausserdem, dass B. im Verein mit Pfeil und Bogen geschossen hat – es ist nicht einfach, mit Pfeil und Bogen fünf Menschen zu töten. Welche Gefahr geht von konvertier­ten Extremiste­n aus? Wir werden wohl auch in Zukunft mit der Gefahr leben müssen, dass solche Taten verübt werden. Es ist aber auch kein Massenphän­omen: Im westeuropä­ischen Raum wird jedes Jahr nur eine Handvoll solcher Anschläge verübt.

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ZHAW Dirk Baier ist Gewaltfors­cher an der ZHAW.

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