«Es ist nicht einfach, Menschen mit Pfeil und Bogen zu töten»
Gewaltforscher Dirk Baier von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ordnet die Tat von Kongsberg ein.
Herr Baier, wie kommt es, dass ein Westeuropäer im Namen des Islam Menschen tötet? Wir wissen, dass die Gefahr, in den Extremismus abzugleiten, bei Konvertiten höher ist. Und dass das in der Regel ein längerer Prozess ist. Die späteren Täter fühlen sich zuerst an den Rand der Gesellschaft gedrängt, sie verspüren in ihrem Leben eine gewisse Bedeutungslosigkeit.
Die Konversion gibt ihrem Leben eine Richtung vor und eine Bestimmung. Geschieht diese Radikalisierung allein oder über soziale Kontakte? Ich denke, dass es für den Schritt vom Gedankengut hin zur Tat mehr braucht als nur das Internet. Das sind heute meist kleine Netzwerke, die einen radikalisierten Konvertiten bestärken und überzeugen, zur Waffe zu greifen. Ungewöhnlich ist, dass B. die Menschen mit Pfeil und Bogen tötete. Für mich spricht das dafür, dass es zunehmend schwieriger wird, an Schusswaffen zu kommen. Ich vermute ausserdem, dass B. im Verein mit Pfeil und Bogen geschossen hat – es ist nicht einfach, mit Pfeil und Bogen fünf Menschen zu töten. Welche Gefahr geht von konvertierten Extremisten aus? Wir werden wohl auch in Zukunft mit der Gefahr leben müssen, dass solche Taten verübt werden. Es ist aber auch kein Massenphänomen: Im westeuropäischen Raum wird jedes Jahr nur eine Handvoll solcher Anschläge verübt.