Heimkind Tamara (22): «Ich habe Mühe, Beziehungen einzugehen»
ZÜRICH. In der neuen Video-folge von «Tipps, Tricks & Mental Health» redet Tamara über ihre Zeit als Heimkind.
«Ich war elf und mein Therapeut sagte, dass er nicht qualifiziert genug sei, um mit mir über meine Vergangenheit zu reden», erzählt Tamara (22). Fünf Jahre lebte sie in verschiedenen Heimen. Auslöser war ein Brand in der Wohnung, in der sie mit ihrer Mutter lebte. Wegen ihrer Geschichte wurde Tamara gemobbt. So stark, dass sie psychologische Hilfe benötigte – was aber nicht half. Linderung gabs erst Jahre später: Mit 18 bekam Tamara Einsicht in ihre Akten.
«Ich war elf Jahre alt und mein Therapeut sagte mir, dass er nicht qualifiziert genug sei, um mit mir über meine Vergangenheit zu reden. Das war krass», erzählt Tamara (22). Insgesamt fünf Jahre lebte sie in verschiedenen Heimen – mit vier hatte sie ihren ersten, mit 16 endete ihr letzter Aufenthalt. Auslöser war ein Brand in der Wohnung, in der sie mit ihrer alleinerziehenden Mutter und ihrer Zwillingsschwester gelebt hatte. Mit der Heimerfahrung ist sie nicht allein: Die Stiftung «Pflege und Adoptivkinder Schweiz» geht davon aus, dass hierzulande rund 20 000 Kinder in Heimen oder Pflegefamilien leben.
Wegen ihrer Geschichte wurde Tamara in der Schule gemobbt. So stark, dass sie psychologische Hilfe benötigte – diese half ihr aber nicht. Das, was ihr wirklich half, kam erst Jahre später: Mit der Volljährigkeit bekam sie Einsicht in ihre Akten: «Mein ganzes Leben ist genau dokumentiert. In den insgesamt sechs Ordnern sind jegliche Berichte der Heime und der Kindes und Erwachsenenschutzbehörde über mich gesammelt. Die Akteneinsicht half mir, meine Geschichte besser verstehen zu können.»
Ganz losgelassen hat sie ihre Vergangenheit aber nicht, wie Tamara sagt. «Ich habe Mühe, Beziehungen einzugehen.» Gleichzeitig habe sie Angst, Menschen zu verlieren. «Das beisst sich ein bisschen.»
Heute ist Tamara Vorstandsmitglied des Vereins «Careleaver Schweiz» und hilft ehemaligen Heim und Pflegekindern auf dem Weg in ein selbstständiges Leben. «Ich mache das Beste aus meiner Vergangenheit», sagt Tamara.