Pflegende wollen den Impf-boost zuerst
ZÜRICH. Weil sie schon früh geimpft wurden, wollen Pflegerinnen und Pfleger die Boosterimpfung als Erste.
Die Pflegebranche schlägt Alarm: Für den Fall einer fünften Welle erwartet Roswitha Koch vom Berufsverband der Pflegefachleute prioritären Zugang zur Drittimpfung für Pflegende. Beim Universitätsspital Zürich hege man denselben Wunsch, bestätigt dessen Sprecher. Allerdings muss Swissmedic die entsprechende Zulassungserweiterung erst noch genehmigen.
Mit dem Einbruch der kalten Jahreszeit droht eine fünfte Corona-welle. Die ohnehin strapazierte Pflegebranche schlägt nun Alarm: «Wir sind diesem Virus mehr ausgesetzt als andere Branchen, eine fünfte Welle mit erkranktem Personal kann sich kein Spital mehr leisten», sagte Pflegefachfrau N. L. zu 20 Minuten. Sie ist in einem Zürcher Spital tätig und fordert nun den Zugang zu Drittimpfungen für Pfleger und Pflegerinnen. «Wir wurden als Erste geimpft, doch nun behandeln wir bereits Impfdurchbrüche – das beunruhigt doch sehr», sagt die Pflegefachfrau.
Roswitha Koch, Leiterin des Bereichs Pflegeentwicklung beim Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK), kann die Sorgen des Pflegepersonals nachvollziehen. Der SBK erwarte, dass das Gesundheitspersonal prioritären Zugang zu einer Drittimpfung erhalte. Ein weiterer Grund dafür sei, dass manche immer noch regelmässig Kontakt mit Covidpatienten und -patientinnen oder Verdachtsfällen hätten und damit besonders gefährdet seien.
Ob, wann und für wen die Booster-impfung kommen wird, ist derzeit noch unklar: Die Anträge auf eine Zulassungserweiterung für die Auffrischimpfung wurden von Pfizer und Moderna bei Swissmedic eingereicht. Lukas Jaggi, Mediensprecher der Zulassungsbehörde Swissmedic, erklärte gegenüber 20 Minuten, weshalb die Zulassung so lange dauert: «Das Änderungsgesuch, das für die Verabreichung von Drittimpfungen nötig ist, ist bei uns hängig, wir arbeiten mit Hochdruck daran. Es unterliegt denselben Sicherheitsanforderungen wie das Zulassungsgesuch: Wir benötigen auch evidenzbasierte, aus kontrollierten Studien stammende Daten.»
Das BAG wird zusammen mit der Eidgenössischen Impfkommission auf Basis des Swissmedic-bescheids eine Impfempfehlung formulieren. Wie der Präsident der Impfkommission, Christoph Berger, kürzlich gegenüber dem «Blick» sagte, wird wohl für die normale Bevölkerung dieses Jahr noch keine Booster-impfung nötig sein.