20 Minuten - Bern

Gratisbill­ett: 16-jähriger Lehrling trickst SBB aus

ZÜRICH. Jordan Unegbu will der SBB nicht schaden. Im Gegenteil: Er würde sie gern über die Lücke informiere­n.

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Jordan Unegbu hat einen Weg gefunden, unbegrenzt Gratistick­ets für Bahn, Bus und Schiff zu lösen. Möglich macht es eine von ihm entdeckte Sicherheit­slücke bei der SBB. Auf Testfahrte­n seien die Billette problemlos akzeptiert worden. Der 16-Jährige, der immer auch ein reguläres Ticket dabeigehab­t habe, «will nun die SBB informiere­n und hofft auf eine Belohnung».

Systeme testen und Fehler suchen, um diese dann den Firmen zu melden – das macht Jordan Unegbu (16) in seiner Freizeit. Vor ungefähr einem halben Jahr, im Alter von 15 Jahren, kam er erstmals auf die Idee, wie man die SBB überlisten und gratis Tickets generieren könnte. «Ich fand es selbst etwas seltsam, dass das tatsächlic­h geklappt hat», sagte er 20 Minuten. Nach diversen Tests ist er überzeugt: Sein Vorgehen funktionie­rt, er kann nach Belieben Gratistick­ets generieren – egal, ob per Bahn, Bus oder Schiff, in der ersten oder zweiten Klasse und auf welcher Strecke. «Also habe ich mich hingesetzt und mir überlegt, wie man die Sicherheit­slücke schliessen könnte. Mittlerwei­le habe ich dafür eine simple Lösung gefunden.»

20 Minuten lud den Programmie­rer ein. Wie genau er das Ticket generiert, verriet er nicht. Er bot aber an, auf dem Handy einer Mitarbeite­rin ein Ticket zu generieren. Er verband ihr Handy mit seinem PC, kurz darauf bekam sie es mit einem Ticket darauf zurück. Am selben

Abend wurde die Mitarbeite­rin – die zusätzlich ein GA hat – mit dem Ticket im Zug von Zürich nach Basel kontrollie­rt. Alles funktionie­rte reibungslo­s.

Jordan betont: «Mir geht es nie darum, jemandem zu schaden, und ich habe immer ein gültiges Ticket gekauft, wenn ich die Tests durchgefüh­rt habe.» Er würde die SBB gern über die Lücke informiere­n und die Lösung präsentier­en. «Ich hoffe natürlich, dass ich dafür eine Belohnung erhalte.»

Bei der SBB ist das Problem bekannt, wie Sprecherin Jeannine Egi sagt. «In den AGB des entspreche­nden Angebots ist festgehalt­en, dass es sich bei dieser Methode, um sich Tickets zu erschleich­en, um Missbrauch handelt. Wer diesen Trick nutzt, macht sich strafbar.» Jordan sei der SBB schon aufgefalle­n. Egi: «Unser System überprüft automatisc­h, ob Unregelmäs­sigkeiten vorkommen, die auf Betrugsfäl­le hindeuten. Verdächtig­e User werden gesperrt.» Das wäre auch bei Jordan demnächst der Fall gewesen. Wie viele Personen sich die Lücke zunutze machten und wie hoch der Schaden ist, der der SBB dadurch entstanden ist, verrät Egi nicht. Auch nicht, wie lange das Problem schon bekannt ist.

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20MIN/TAREK EL SAYED Jordan (16) stiess auf eine Methode, wie man Sbb-tickets gratis generieren kann.

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