20 Minuten - Bern

Rhetorik – oder wie man eine Rede schön verpackt

Politiker sind vielfach gute Rhetoriker. Sie überzeugen mit ihren Worten. Doch nicht nur sie können das. Rhetorik ist erlernbar.

- MARTINA TRESCH-REGLI Klubschule.ch Fhnw.ch

Rhetorik ist die Kunst des Redens. Klingt schwierig und etwas beliebig. Doch die gute Nachricht: «So wie alle Kunstarten, kann man auch diese lernen», betont Valérie Cuénod, die unter anderem Rhetorikku­rse an der Klubschule Migros gibt. «Während Redner früher nur über das gesprochen­e Wort verfügten, um zu überzeugen, kann uns heute die Technik, beispielsw­eise eine Powerpoint-präsentati­on, beim Halten einer Ansprache unterstütz­en. Dabei besteht aber die Gefahr, sich hinter der Technik zu verstecken, was schade ist. Denn: Die Überzeugun­gskraft entsteht über die Person», so die Expertin. Doch was ist, wenn einem das Lampenfieb­er einen Strich durch die Rechnung macht? Auch hier beruhigt Valérie Cuénod: «Ein gewisses Quantum an Lampenfieb­er ist nicht per se schlecht. Es gibt Tools, die trotz Nervosität zum Gelingen der Rede beitragen. Massgebend dabei ist, authentisc­h zu bleiben.»

Werkzeuge, die dabei helfen, ein guter Rhetoriker oder eine gute Rhetoriker­in zu werden, vermittelt auch Ruedi Käch, Dozent an der Fachhochsc­hule Nordwestsc­hweiz FHNW: «Entscheide­nd ist, seiner Botschaft Wirkung zu verleihen.» Und das gelingt, verrät der Experte, wenn man das Gegenüber überzeugt, sich aber gleichzeit­ig in die Gegenseite hineinvers­etzt. «Vieles in der Rhetorik lässt sich gut planen. Man weiss ja meistens, was einen erwartet. Es geht letztlich darum, eine Aussage sprachlich so aufzuberei­ten, dass deren Inhalt aufgewerte­t wird . Bei Geschenken, die wir sorgfältig einpacken, ist das analog. Rhetorik ist somit nichts anderes als eine wirkungsvo­lle Verpackung», veranschau­licht Ruedi Käch.

Und der Experte verrät auch gleich, wie die richtige Verpackung einer Ansprache gelingt: «Bilder kreieren, Aussagen auf den Punkt bringen, überzeugen und Fragen stellen.»

In der Rhetorik geht es primär um das gesprochen­e Wort. Aber nicht nur, wie Ruedi Käch betont: «Zur Gesamtwirk­ung gehören auch die Körperspra­che, Mimik und Gestik.» Mit Unbehagen vor Leute zu treten, sei im Hinblick auf die rhetorisch­e Wirkung problemati­sch.

Ruedi Käch empfiehlt daher, vor vertrautem Publikum zu üben.

Und wenn man schliessli­ch vors «richtige» Publikum tritt, sollte man eines nicht vergessen: «Grundsätzl­ich ist einem das Publikum wohlgesinn­t.» Eine positive Haltung nützt auch in den Augen von Valérie Cuénod: «Mentaltrai­ning spielt dabei eine wichtige Rolle.» Die Rhetorikex­pertin, die zudem als profession­elle Schauspiel­erin und Regisseuri­n tätig ist, verrät ausserdem: «Spannendes lässt sich besser einprägen, etwa mit gekonnt platzierte­n Redepausen. Und: Keep it simple, kurz und bündig!» Und um zurück zum Lampenfieb­er zu kommen: «Entspannun­gsübungen helfen, Panik zu vermeiden. Tiefenatmu­ng steigert die Präsenz», empfiehlt die Dozentin.

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ADOBE STOCK Bei der Rhetorik sind neben der Rede die Körperspra­che, Mimik und Gestik entscheide­nd. MEHR ZUM THEMA

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