Rhetorik – oder wie man eine Rede schön verpackt
Politiker sind vielfach gute Rhetoriker. Sie überzeugen mit ihren Worten. Doch nicht nur sie können das. Rhetorik ist erlernbar.
Rhetorik ist die Kunst des Redens. Klingt schwierig und etwas beliebig. Doch die gute Nachricht: «So wie alle Kunstarten, kann man auch diese lernen», betont Valérie Cuénod, die unter anderem Rhetorikkurse an der Klubschule Migros gibt. «Während Redner früher nur über das gesprochene Wort verfügten, um zu überzeugen, kann uns heute die Technik, beispielsweise eine Powerpoint-präsentation, beim Halten einer Ansprache unterstützen. Dabei besteht aber die Gefahr, sich hinter der Technik zu verstecken, was schade ist. Denn: Die Überzeugungskraft entsteht über die Person», so die Expertin. Doch was ist, wenn einem das Lampenfieber einen Strich durch die Rechnung macht? Auch hier beruhigt Valérie Cuénod: «Ein gewisses Quantum an Lampenfieber ist nicht per se schlecht. Es gibt Tools, die trotz Nervosität zum Gelingen der Rede beitragen. Massgebend dabei ist, authentisch zu bleiben.»
Werkzeuge, die dabei helfen, ein guter Rhetoriker oder eine gute Rhetorikerin zu werden, vermittelt auch Ruedi Käch, Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW: «Entscheidend ist, seiner Botschaft Wirkung zu verleihen.» Und das gelingt, verrät der Experte, wenn man das Gegenüber überzeugt, sich aber gleichzeitig in die Gegenseite hineinversetzt. «Vieles in der Rhetorik lässt sich gut planen. Man weiss ja meistens, was einen erwartet. Es geht letztlich darum, eine Aussage sprachlich so aufzubereiten, dass deren Inhalt aufgewertet wird . Bei Geschenken, die wir sorgfältig einpacken, ist das analog. Rhetorik ist somit nichts anderes als eine wirkungsvolle Verpackung», veranschaulicht Ruedi Käch.
Und der Experte verrät auch gleich, wie die richtige Verpackung einer Ansprache gelingt: «Bilder kreieren, Aussagen auf den Punkt bringen, überzeugen und Fragen stellen.»
In der Rhetorik geht es primär um das gesprochene Wort. Aber nicht nur, wie Ruedi Käch betont: «Zur Gesamtwirkung gehören auch die Körpersprache, Mimik und Gestik.» Mit Unbehagen vor Leute zu treten, sei im Hinblick auf die rhetorische Wirkung problematisch.
Ruedi Käch empfiehlt daher, vor vertrautem Publikum zu üben.
Und wenn man schliesslich vors «richtige» Publikum tritt, sollte man eines nicht vergessen: «Grundsätzlich ist einem das Publikum wohlgesinnt.» Eine positive Haltung nützt auch in den Augen von Valérie Cuénod: «Mentaltraining spielt dabei eine wichtige Rolle.» Die Rhetorikexpertin, die zudem als professionelle Schauspielerin und Regisseurin tätig ist, verrät ausserdem: «Spannendes lässt sich besser einprägen, etwa mit gekonnt platzierten Redepausen. Und: Keep it simple, kurz und bündig!» Und um zurück zum Lampenfieber zu kommen: «Entspannungsübungen helfen, Panik zu vermeiden. Tiefenatmung steigert die Präsenz», empfiehlt die Dozentin.