Genderdebatte erreicht die Bibel
GENF. Pfarrerinnen aus der West- und Deutschschweiz stören sich am männlich geprägten Gottesbild.
Die Genderdebatte hat himmlische Sphären erreicht. Eine weniger geschlechtsspezifische Sprache für das Wort «Gott» solle es geben, schlug der Rat der Pfarrerund Diakonengesellschaft der Protestantischen Kirche Genf (EPG) kürzlich vor.
«Man nennt ihn Vater, Sohn und Heiliger Geist. Bildlich dargestellt hat er die Gestalt eines Mannes, vorzugsweise eines weissen und alten Mannes», zitiert die Zeitung «24 heures» aus einem internen Dokument der EPG. Werde Gott in der männlichen Form verwendet, sei Gott männlich, und damit sei das Männliche Gott.
«Wir überdenken aktuell unsere Art, über Gott zu sprechen», sagte Pfarrerin Sandrine Landeau zu 20 Minuten. Nächste Woche entscheide die EPG mit den Verantwortlichen der Liturgie, ob das Dokument veröffentlicht werde. Die evangelisch-reformierte Kirche Schweiz zeigt sich aufgeschlossen. «Wir verfolgen mit Interesse die Diskussionen in unserer Genfer Mitgliedskirche, die einen gesellschaftsaktuellen Ball aufnimmt», heisst es dort.
Bei Pfarrerinnen und Pfarrern rennt die EPG offene Türen ein. «Es ist grandios, dass diese Debatte nun auch die Romandie erreicht hat», sagt Gabriela Allemann, Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS). Sie habe sich angewöhnt, Gott abwechslungsweise männlich, weiblich oder neutral darzustellen.
Bei der Grünen-nationalrätin Irène Kälin findet das göttliche Gendern Anklang: «Ich begrüsse ein gendergerechtes Gottesbild und halte die Diskussion für wertvoll.» Die Gleichberechtigung der Geschlechter im kirchlichen Alltag
scheine ihr aber wichtiger als die Frage, wie das Göttliche letztlich genannt werde.
Weniger begeistert ist Mittenationalrat Philipp Matthias Bregy: «Jede Person ist frei, sich unter Gott vorzustellen, was sie will.» Nicht alles könne unter Gendergesichtspunkten beurteilt werden. Sonst werde die Debatte immer absurder.
«Wir überdenken unsere Art, über Gott zu sprechen»