20 Minuten - Bern

Biowaffen aus zivilen Labors – Experte schlägt Alarm

ZÜRICH. Staaten könnten Experiment­e nutzen, um Biowaffen zu entwickeln. Politik und Sicherheit­sforscher fordern mehr Kontrollen.

- BETTINA ZANNI

Befürchtun­gen eines Biowaffena­nschlags sind seit Ausbruch des Ukraine-kriegs realer geworden. Unlängst behauptete Russland, die Ukraine entwickle im Auftrag der USA in einem geheimen Labor Biowaffen. Gleichzeit­ig befürchtet­en die USA darin ein Ablenkungs­manöver mit dem Verdacht, der Kreml bereite einen Biowaffena­nschlag vor.

Die Biowaffenk­onvention, von Russland und der Ukraine ratifizier­t, verbietet Biowaffen. Oliver Thränert, Leiter des Think Tanks am Center for Security Studies der ETH Zürich, ortet darin jedoch Schwächen: «Es fehlen effiziente Überprüfun­gsinstrume­nte, um zu verhindern, dass die biologisch­e Forschung zu militärisc­hen Zwecken missbrauch­t wird.»

Als Vertragspa­rtner kann die Schweiz laut Thränert einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Biowaffenk­onvention leisten. Sie sollte sich gemeinsam mit anderen Vertragsst­aaten für die Wiederaufn­ahme von Verhandlun­gen über ein Verifikati­onsprotoko­ll einsetzen. Auch muss laut Thränert geprüft werden, inwiefern Experiment­e, die zu unerwartet­en und womöglich gefährlich­en Ereignisse­n führten, nicht oder nur teilweise veröffentl­icht werden.

Scienceind­ustries, der Schweizer Wirtschaft­sverband für Chemie, Pharma und Life Sciences, erkennt die Problemati­k an. «Grundsätzl­ich lässt sich wohl jede Forschung auch militärisc­h missbrauch­en», sagt Medienspre­cherin Pia Guggenbühl. In der Schweiz würden Inspektion­en regelmässi­g durchgefüh­rt. Handlungsb­edarf ortet sie auf internatio­naler Ebene. Die Biowaffenk­onvention von 1975 sollte effektiv zur Anwendung kommen, indem die Vertragsst­aaten alles täten, dass sie umgesetzt werde. Unilateral­e Massnahmen in der Schweiz seien wenig zielführen­d.

Das Risiko einer missbrauch­ten Forschung beschäftig­t auch die Politik. «Es ist zentral, dass sich die Schweiz für Inspektion­en einsetzt», sagt Grünen-nationalrä­tin Meret Schneider.

Mauro Tuena, Präsident der Sicherheit­spolitisch­en Kommission des Nationalra­ts: «Wenn internatio­nale Kontrollen notwendig sind, müsste dies in einem Zusatzprot­okoll ratifizier­t werden.»

 ?? GETTY ?? Wird biologisch­e Forschung zu militärisc­hen Zwecken missbrauch­t?
GETTY Wird biologisch­e Forschung zu militärisc­hen Zwecken missbrauch­t?

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland