Darum kommt die Schweiz besser durch die Krise als ihre Nachbarn
BERN. Corona-pandemie, Ukraine-krieg: Die Wirtschaft ist in vielen Ländern am Anschlag. Die Schweiz trotzt den internationalen Krisen.
Im Vergleich mit den Nachbarländern steht die Schweizer Wirtschaft trotz Pandemie und Krieg noch immer gut da. Doch warum? Die Redaktion hat Zahlen vom Statistischen Amt der Europäischen Union und nationalen Statistikämtern verglichen und Experten vorgelegt. So hoch war die Arbeitslosenquote im April:
Schweiz: 2,3 Prozent Deutschland: 3,0 Prozent Frankreich: 7,2 Prozent Italien: 8,4 Prozent
Im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz erstmals seit 2019 unter die Marke von 100000 Personen gefallen. Das überrasche nicht, sagt Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin. Denn der Schweizer Arbeitsmarkt sei zugänglicher und weniger stark reguliert als in den Nachbarländern.
So hoch war die Jahresteuerung im April:
Schweiz: 2,5 Prozent Frankreich: 5,4 Prozent Italien: 6,3 Prozent Deutschland: 7,8 Prozent
Junius sieht drei Gründe für die tiefe Inflation in der Schweiz: Der Franken habe an Wert gewonnen, was die Importpreise tief halte. In der Schweiz seien zudem viele Preise
reguliert. Und die Schweiz gewichte Energie und Lebensmittel bei der Berechnung der Inflation weniger stark.
So stark wuchs das Bruttoinlandprodukt im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal: Frankreich: 0 Prozent Italien: +0,1 Prozent Deutschland: +0,2 Prozent Schweiz: +0,5 Prozent
«Die Schweiz kam wirtschaftlich besser durch die Corona-pandemie als andere Länder», kommentiert Junius. Da es weniger Eingriffe in die Wirtschaft gebe, steige das BIP noch. Zudem sei die Schweiz in Branchen stark, die noch wachsen – etwa in der Pharma.
So hoch waren die Schulden im Verhältnis zum BIP Ende 2021: Schweiz: 27,5 Prozent Deutschland: 69,3 Prozent Frankreich: 112,9 Prozent Italien: 158,8 Prozent
«Die Schweiz mag es nicht, sich zu verschulden», sagt Junius. Da alle grossen Parteien im System eingebunden seien, gebe es kaum Wahlkampfgeschenke auf Kosten des Staates.