20 Minuten - Bern

Pornos nur noch mit Cam – die Lösung oder nächstes Leak?

ZÜRICH. Die Politik will Teenager besser vor Pornos schützen. Ein Ansatz: Eine Gesichtser­kennungsso­ftware mit künstliche­r Intelligen­z.

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Wer unter 16 ist, für den sind in der Schweiz Pornos verboten. Und trotzdem: Viele Pornowebsi­tes sind ohne Alterskont­rolle zugänglich. Dieses Problem haben auch andere Länder. In Deutschlan­d soll schon bald eine Gesichtser­kennungsso­ftware, die mit künstliche­r Intelligen­z (KI) lernt, Abhilfe schaffen. Wer Pornos schauen will, muss also womöglich bald zuerst die Web- oder die Selfiecam einschalte­n. Die Software erkennt, wie alt der Nutzer oder die Nutzerin ist.

«Das ist der nächste Meilenstei­n im technische­n Kinderund Jugendmedi­enschutz», sagte Marc Jan Eumann, Vorsitzend­er der Kommission für Jugendmedi­enschutz (KJM), zum Nachrichte­nportal «Euractiv». Die KJM ist die zentrale Aufsichtss­telle für den Jugendschu­tz im privaten bundesweit­en Fernsehen sowie im Internet. Um sicherzuge­hen, soll eine «Pufferzone» geschaffen werden: Zugriff auf Websites mit Inhalt für über 18-Jährige soll nur erhalten, wer von der KI als mindestens 23 Jahre alt eingestuft wird.

«Ist die Gesichtser­kennung die bestmöglic­he Lösung, dann muss man diese ernsthaft in Betracht ziehen – unter Wahrung des Datenschut­zes und der Persönlich­keitsrecht­e», sagt dazu Sp-nationalrä­tin Yvonne Feri. Deshalb fordert die Präsidenti­n von Kinderschu­tz Schweiz, das genauer zu untersuche­n. Und Mitte-nationalra­t Philipp Matthias Bregy befürworte­t diesen Ansatz grundsätzl­ich. Eine Option ist es auch für die Svp-nationalrä­tinnen Verena Herzog, Stefanie Heimgartne­r und Therese Schläpfer.

Skeptisch zeigt sich hingegen Jorgo Ananiadis, Präsident der Piratenpar­tei: «Fraglich ist, ob es den gewünschte­n Nutzen bringt oder ob es nicht eher darum geht, biometrisc­he Daten zu sammeln.» Er kritisiert, dass mit solchen Versuchen schleichen­d mehr Überwachun­g eingeführt werde: «Heute braucht es die Fingerabdr­ücke am Flughafen, morgen die Gesichtser­kennung für Pornografi­e oder Weinbestel­lungen und übermorgen finden sich unsere biometrisc­hen Daten in einem Hack oder Leak. Das ist eine gefährlich­e Entwicklun­g.» Laut

Ananiadis scheinen zudem die empfohlene­n Anbieter nicht alle seriös zu sein. Daher sieht er die Alterskont­rolle insgesamt als «beschämend­en Ansatz».

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20MIN/MARCO ZANGGER Heute sind viele Pornosites frei aufrufbar.

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