Pornos nur noch mit Cam – die Lösung oder nächstes Leak?
ZÜRICH. Die Politik will Teenager besser vor Pornos schützen. Ein Ansatz: Eine Gesichtserkennungssoftware mit künstlicher Intelligenz.
Wer unter 16 ist, für den sind in der Schweiz Pornos verboten. Und trotzdem: Viele Pornowebsites sind ohne Alterskontrolle zugänglich. Dieses Problem haben auch andere Länder. In Deutschland soll schon bald eine Gesichtserkennungssoftware, die mit künstlicher Intelligenz (KI) lernt, Abhilfe schaffen. Wer Pornos schauen will, muss also womöglich bald zuerst die Web- oder die Selfiecam einschalten. Die Software erkennt, wie alt der Nutzer oder die Nutzerin ist.
«Das ist der nächste Meilenstein im technischen Kinderund Jugendmedienschutz», sagte Marc Jan Eumann, Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), zum Nachrichtenportal «Euractiv». Die KJM ist die zentrale Aufsichtsstelle für den Jugendschutz im privaten bundesweiten Fernsehen sowie im Internet. Um sicherzugehen, soll eine «Pufferzone» geschaffen werden: Zugriff auf Websites mit Inhalt für über 18-Jährige soll nur erhalten, wer von der KI als mindestens 23 Jahre alt eingestuft wird.
«Ist die Gesichtserkennung die bestmögliche Lösung, dann muss man diese ernsthaft in Betracht ziehen – unter Wahrung des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte», sagt dazu Sp-nationalrätin Yvonne Feri. Deshalb fordert die Präsidentin von Kinderschutz Schweiz, das genauer zu untersuchen. Und Mitte-nationalrat Philipp Matthias Bregy befürwortet diesen Ansatz grundsätzlich. Eine Option ist es auch für die Svp-nationalrätinnen Verena Herzog, Stefanie Heimgartner und Therese Schläpfer.
Skeptisch zeigt sich hingegen Jorgo Ananiadis, Präsident der Piratenpartei: «Fraglich ist, ob es den gewünschten Nutzen bringt oder ob es nicht eher darum geht, biometrische Daten zu sammeln.» Er kritisiert, dass mit solchen Versuchen schleichend mehr Überwachung eingeführt werde: «Heute braucht es die Fingerabdrücke am Flughafen, morgen die Gesichtserkennung für Pornografie oder Weinbestellungen und übermorgen finden sich unsere biometrischen Daten in einem Hack oder Leak. Das ist eine gefährliche Entwicklung.» Laut
Ananiadis scheinen zudem die empfohlenen Anbieter nicht alle seriös zu sein. Daher sieht er die Alterskontrolle insgesamt als «beschämenden Ansatz».