«An Tankstellen zocken wir niemanden ab»
Roland Bilang, Geschäftsführer des Wirtschaftsverbands Avenergy, nimmt zu den Anschuldigungen Stellung.
Herr Bilang, haben die Mineralölkonzerne seit Kriegsbeginn ihre Gewinne gesteigert? Nein. Dieser Vorwurf ist auch nicht logisch. Der Rohölpreis ist durch den Krieg sprunghaft gestiegen. Auch die Strom- und Gaspreise sind gestiegen. Beim Raffinieren des Rohöls wird sehr viel Energie benötigt, was unsere Einkaufspreise in die Höhe treibt. Das führt zum teuren Benzin, nicht die hohen Margen der Tankstellenbetreiber. Wir zocken an der Tankstelle niemanden ab.
Also sind die Margen nicht gestiegen?
Die Margen unserer Mitglieder fallen unter das Geschäftsgeheimnis. Es gibt aber keine Anzeichen auf überhöhte Margen und Gewinne.
Grünen-präsident Glättli wirft Ihren Mitgliedern vor, vom Krieg zu profitieren.
Es gibt Kriegsprofiteure, nämlich die Fördergesellschaften, die gleich viel Aufwand haben, das Rohöl zu fördern, dieses aber zu einem doppelt so hohen Preis verkaufen können. Wir wehren uns aber vehement gegen diesen Vorwurf.
Auch der Preisüberwacher hat eine Untersuchung eingeleitet.
Er konnte bisher keinerlei belegbare Gründe für seinen Verdacht vorlegen.
Wenn das Benzin zwei Franken kostet, wie viel streicht der Tankstellenbetreiber ein?
Wie gesagt, die genauen Margen kennen wir nicht. Grob kann man sagen: Kostet das Benzin 2.30 Franken im Monatsschnitt, sind es etwa 30 Rappen. Die Margen sind in den letzten Jahren recht konstant geblieben.
Wann sinken die Preise?
Ohne staatliche Eingriffe wird das wohl leider nicht so schnell passieren. Das Ölembargo gegen Russland ist eine künstliche Verknappung.
Also braucht es die Senkung der Mineralölsteuer?
Wir waren erst dagegen, jetzt mussten wir umdenken: Weil die Nachbarländer die Preise künstlich gesenkt haben, ist die Schweizer Hochpreisinsel noch höher geworden. Das befördert den Tanktourismus. Das schadet auch dem Bund.
*Avenergy hiess bis 2019 Erdölvereinigung und vertritt die Interessen der Importeure flüssiger Brenn- und Treibstoffe.