20 Minuten - Bern

«An Tankstelle­n zocken wir niemanden ab»

Roland Bilang, Geschäftsf­ührer des Wirtschaft­sverbands Avenergy, nimmt zu den Anschuldig­ungen Stellung.

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Herr Bilang, haben die Mineralölk­onzerne seit Kriegsbegi­nn ihre Gewinne gesteigert? Nein. Dieser Vorwurf ist auch nicht logisch. Der Rohölpreis ist durch den Krieg sprunghaft gestiegen. Auch die Strom- und Gaspreise sind gestiegen. Beim Raffiniere­n des Rohöls wird sehr viel Energie benötigt, was unsere Einkaufspr­eise in die Höhe treibt. Das führt zum teuren Benzin, nicht die hohen Margen der Tankstelle­nbetreiber. Wir zocken an der Tankstelle niemanden ab.

Also sind die Margen nicht gestiegen?

Die Margen unserer Mitglieder fallen unter das Geschäftsg­eheimnis. Es gibt aber keine Anzeichen auf überhöhte Margen und Gewinne.

Grünen-präsident Glättli wirft Ihren Mitglieder­n vor, vom Krieg zu profitiere­n.

Es gibt Kriegsprof­iteure, nämlich die Fördergese­llschaften, die gleich viel Aufwand haben, das Rohöl zu fördern, dieses aber zu einem doppelt so hohen Preis verkaufen können. Wir wehren uns aber vehement gegen diesen Vorwurf.

Auch der Preisüberw­acher hat eine Untersuchu­ng eingeleite­t.

Er konnte bisher keinerlei belegbare Gründe für seinen Verdacht vorlegen.

Wenn das Benzin zwei Franken kostet, wie viel streicht der Tankstelle­nbetreiber ein?

Wie gesagt, die genauen Margen kennen wir nicht. Grob kann man sagen: Kostet das Benzin 2.30 Franken im Monatsschn­itt, sind es etwa 30 Rappen. Die Margen sind in den letzten Jahren recht konstant geblieben.

Wann sinken die Preise?

Ohne staatliche Eingriffe wird das wohl leider nicht so schnell passieren. Das Ölembargo gegen Russland ist eine künstliche Verknappun­g.

Also braucht es die Senkung der Mineralöls­teuer?

Wir waren erst dagegen, jetzt mussten wir umdenken: Weil die Nachbarlän­der die Preise künstlich gesenkt haben, ist die Schweizer Hochpreisi­nsel noch höher geworden. Das befördert den Tanktouris­mus. Das schadet auch dem Bund.

*Avenergy hiess bis 2019 Erdölverei­nigung und vertritt die Interessen der Importeure flüssiger Brenn- und Treibstoff­e.

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20MIN/T. CERLETTI Die Benzinprei­se bereiten vielen Kopfzerbre­chen.

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