Die Lehre trieb Mai in die Therapie
Mai (21) schildert auf Tiktok, was sie in ihrer Lehre alles erdulden musste. Das Video geht viral.
Mehr als 220 000-mal wurde das Tiktok-video geklickt, in dem Mai von Mobbing, Tobsuchtsanfällen und Beleidigungen ihrer Lehrmeister berichtet. All dies führte dazu, dass sie wegen Angststörungen und Depressionen in Therapie musste. Zahlreiche Betroffene berichten von ähnlichen Schicksalen. Die Probleme kennt auch Unternehmensberater Peter Heiniger: «Es kommt leider immer häufiger zu Konflikten zwischen Lernenden und Vorgesetzten.»
«Ich habe es satt, und zwar richtig.» Mit diesen Worten richtet sich die 21-jährige Aargauerin an ihre Followerinnen und Followern auf Tiktok. Sie berichtet von Mobbing, Beleidigungen und Tobsuchtsanfällen ihrer ehemaligen Vorgesetzten in der Lehre als Zeichnerin der Fachrichtung Architektur. «Im ersten Lehrbetrieb musste ich mir dauernd dumme Sprüche vom Chef gefallen lassen. Und wenn ich inhaltliche Fragen hatte, hat der Chef die Augen verdreht und mich fertiggemacht.» Zweimal habe sie den Lehrbetrieb gewechselt, es wurde nur schlimmer: Im zweiten Betrieb habe ihr Chef ein Aggressivitätsproblem gehabt, im dritten sei der Lehrmeister überfordert gewesen.
Auf Tiktok hat das Video eine Debatte angestossen: Bis gestern wurde es über 220 000-mal angeschaut, Hunderte machen Mai Mut. Zahlreiche weitere Betroffene beschrieben ähnliche Zustände in der eigenen Lehrzeit. Von den Reaktionen sei sie überrumpelt worden, sagte Mai zu 20 Minuten. «Sehr viele haben mir geschrieben, die Ähnliches oder noch Schlimmeres erlebt haben. Wir sind kaum vor Übergriffen geschützt.»
Obwohl Mai etwa den Vorfall, der sich in ihrem zweiten Lehrbetrieb abgespielt hatte, beim Aargauer Lehrlingsamt meldete, habe es keine Konsequenzen gegeben. «Ich fühlte mich hintergangen und alleingelassen, wegen Angststörungen und Depressionen musste ich in die Therapie.» Sie sei wie Dreck behandelt worden, die Chefs hätten sich keine Zeit genommen, sie auszubilden. «Als ich aber die LAP knapp nicht bestand, wurde ich dafür verantwortlich gemacht, nicht der Betrieb.»
Sie hoffe nun, dass ihr Video dazu beitragen kann, die Situation für Lernende in ähnlichen Situationen zu verbessern, so Mai.