«Die TAZ hat mir die Freude am Tanzen genommen»
ZÜRICH. Dozierende sollen Studierende an der renommierten Tanzschule in Zürich gemobbt und in die Magersucht getrieben haben. Eine Betroffene erzählt.
Bei der Tanz Akademie Zürich (TAZ), einer der renommiertesten Tanzschulen der Schweiz, sollen Schülerinnen und Schüler regelmässig gedemütigt und erniedrigt worden sein. Das zeigt eine Recherche der Wochenzeitung «Die Zeit». Die Schule leitete eine Untersuchung ein.
20 Minuten sprach mit einer Betroffenen. Die 22-Jährige leidet heute noch unter den erlebten Erniedrigungen und möchte anonym bleiben. Priscilla* war von 2013 bis 2018 Schülerin an der TAZ. Erst sei alles gut gewesen, sagt sie in ihrer Wohnung im Kanton Zürich. «Nach einem Jahr kam ich in die Pubertät, mein Körper veränderte sich. Da begann die Kritik.» Es habe Gespräche mit ihren Eltern und Dozierenden gegeben. Oft sei ihr gesagt worden, sie müsse abnehmen. «Zeitweise wurde ich täglich gewogen. Ich ass immer weniger, nahm Abführmittel und übergab mich.» Teilweise habe sie bei einer Körpergrösse von 1.63 Metern 41 Kilo gewogen. «Am Schluss wagte ich kaum, das Gebäude zu betreten, weil Dozierende auf dem Gang regelmässig mein Gewicht kommentierten.» Anvertraut habe sie sich niemandem, sie habe niemanden enttäuschen wollen. Nachdem sie die Tanzausbildung abgeschlossen hatte, tanzte sie ein Jahr professionell weiter, dann hörte sie auf. Heute hat sie mit dem Tanzen abgeschlossen. «Ich habe bis heute Mühe, mich im Spiegel anzusehen. Meist trage ich weite Kleidung.»
Derzeit absolviert Priscilla ein Praktikum, im Sommer beginnt sie die Lehre zur Fachfrau Betreuung. «Manchmal tanze ich im Wohnzimmer, aber ich spüre nichts mehr. Die TAZ hat mir die Freude am Tanzen genommen.»