20 Minuten - Bern

«Vielleicht werde ich für diese Worte getötet»

MOSKAU. Der ehemalige Captain von Russlands Fussballna­tionalteam, Igor Denissow, stellt sich gegen den Krieg.

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Seit Monaten läuft Russlands Invasion in der Ukraine. Eine Lösung des blutigen Konflikts scheint nach wie vor nicht in Sicht. Deshalb hat nun der Exfussball­profi Igor Denissow sein Schweigen gebrochen und sich öffentlich zum Krieg geäussert. «Diese Ereignisse sind eine Katastroph­e. Völliger Horror», erzählte er dem Sportjourn­alisten und Blogger Nobel Arustamyan. Denissow sagte, dass er sich schon zu Beginn des Kriegs in einem Video an seine Landsleute wenden wollte. Freunde hätten ihm jedoch abgeraten. Er versuchte, seine Botschaft über russische Sender zu vermitteln. Doch niemand habe sein Video ausstrahle­n wollen, so der russische Ex-fussballst­ar, der seine Karriere 2019 beendete.

Der 38-Jährige trug 54-mal das Trikot der Sbornaja, der russischen Nationalma­nnschaft, war von 2012 bis 2016 auch Captain. In Russland ist er nicht nur ein Star, sondern auch für viele Fussballer ein Idol. «Ich weiss nicht, vielleicht werde ich für diese Worte eingesperr­t oder getötet, aber ich sage es, wie es ist. Meine Wahrnehmun­g hat sich drastisch verändert. Ich habe nicht geschlafen. Ich war einfach schockiert», beschrieb der Ex-fussballer von Dynamo oder Lok Moskau die Tage nach Kriegsbegi­nn. Die Gründe des Krieges kann Denissow bis heute nicht nachvollzi­ehen: «Niemand kann es mir erklären. Aber ich mag es nicht, wenn Menschen sterben.» In seinem Video habe er Putin angeboten, vor ihm auf die Knie zu gehen, wenn der russische Präsident den Krieg beendet.

Gemäss dem «Guardian» ist Denissow praktisch der einzige Sportler, der noch in Russland lebt und Putins Krieg öffentlich scharf kritisiert.

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IMAGO Der Ex-fussballsp­ieler Igor Denissow kritisiert Wladimir Putin öffentlich (Foto: 2018).

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