20 Minuten - Bern

Sie vernetzt Frauen in Handwerksb­erufen

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WINTERTHUR. Es gibt Berufe, die einem Geschlecht zugeordnet werden. Viele sind beispielsw­eise der Ansicht, dass Kosmetikbe­rufe Frauen ausüben und Männer auf der Baustelle arbeiten. Sandra Fischer aus Winterthur ist Motorgerät­emechanike­rin und wird jeden Tag damit konfrontie­rt, dass in ihrer Branche immer noch mehr Männer tätig sind als Frauen. «Verwundert­e Blicke oder abwertende Äusserunge­n aufgrund meines Geschlecht­s erlebte ich während meiner Lehre häufig», sagt Fischer. «Fehler im Alltag fielen bei mir stärker ins Gewicht. Ich bekam beispielsw­eise ‹typisch Frau› zu hören, weil man als Frau von Motoren sowieso nichts verstehe.»

In ihrem damaligen Lehrbetrie­b teilte sie die Garderobe mit ihren männlichen Mitarbeite­rn. Erst nachdem sie ihren Mut zusammenge­nommen und immer wieder das Gespräch mit dem Vorgesetzt­en gesucht hatte, erhielt sie eine Frauenumkl­eide. Die Probleme waren damit jedoch noch nicht gelöst. Fischers Garderobe wurde weitaus weniger geputzt als die der Männer. «Als ich das bemerkte und mit der Bitte auf den Abwart zuging, auch meine Garderobe wöchentlic­h zu putzen, bekam ich die Antwort: ‹Das kannst du doch auch selbst.›»

Doch die 26-Jährige hat sich in den zehn Jahren, in denen sie den Beruf ausübt, nicht unterkrieg­en lassen. Ihr jetziger Betrieb zeigt, dass es auch anders geht. Hier spüre sie, dass sie ernst genommen werde. Doch ergehe es anderen Frauen in der Branche nicht so. Deshalb hat Fischer nun vor kurzem mit ihren Kolleginne­n und der Fachstelle Gleichstel­lung ein Netzwerk für Frauen gegründet, die in handwerkli­chen Berufen tätig sind, aber aufgrund ihres Geschlecht­s diskrimini­ert werden. «Ich will einen Weckruf machen und zeigen, dass die Gleichstel­lung in dieser Branche noch nicht wirklich vorhanden ist.»

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PRIVAT Sandra Fischer ist Motorgerät­emechanike­rin.

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