Sie vernetzt Frauen in Handwerksberufen
WINTERTHUR. Es gibt Berufe, die einem Geschlecht zugeordnet werden. Viele sind beispielsweise der Ansicht, dass Kosmetikberufe Frauen ausüben und Männer auf der Baustelle arbeiten. Sandra Fischer aus Winterthur ist Motorgerätemechanikerin und wird jeden Tag damit konfrontiert, dass in ihrer Branche immer noch mehr Männer tätig sind als Frauen. «Verwunderte Blicke oder abwertende Äusserungen aufgrund meines Geschlechts erlebte ich während meiner Lehre häufig», sagt Fischer. «Fehler im Alltag fielen bei mir stärker ins Gewicht. Ich bekam beispielsweise ‹typisch Frau› zu hören, weil man als Frau von Motoren sowieso nichts verstehe.»
In ihrem damaligen Lehrbetrieb teilte sie die Garderobe mit ihren männlichen Mitarbeitern. Erst nachdem sie ihren Mut zusammengenommen und immer wieder das Gespräch mit dem Vorgesetzten gesucht hatte, erhielt sie eine Frauenumkleide. Die Probleme waren damit jedoch noch nicht gelöst. Fischers Garderobe wurde weitaus weniger geputzt als die der Männer. «Als ich das bemerkte und mit der Bitte auf den Abwart zuging, auch meine Garderobe wöchentlich zu putzen, bekam ich die Antwort: ‹Das kannst du doch auch selbst.›»
Doch die 26-Jährige hat sich in den zehn Jahren, in denen sie den Beruf ausübt, nicht unterkriegen lassen. Ihr jetziger Betrieb zeigt, dass es auch anders geht. Hier spüre sie, dass sie ernst genommen werde. Doch ergehe es anderen Frauen in der Branche nicht so. Deshalb hat Fischer nun vor kurzem mit ihren Kolleginnen und der Fachstelle Gleichstellung ein Netzwerk für Frauen gegründet, die in handwerklichen Berufen tätig sind, aber aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden. «Ich will einen Weckruf machen und zeigen, dass die Gleichstellung in dieser Branche noch nicht wirklich vorhanden ist.»