20 Minuten - Bern

«Die Eltern sollten ihm zeigen, wie er anders Aufmerksam­keit erhalten kann»

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ZÜRICH. Laut Kinder- und Jugendpsyc­hologen Philipp Ramming könnte hinter so einem Verhalten ein Verlangen nach Aufmerksam­keit stecken. Ein konkretes sexuelles Interesse bei Kindern in diesem Alter schliesst er aus. «Kinder sehen oftmals das Verhalten der Erwachsene­n, verstehen es aber nicht oder können es nicht richtig einordnen. So verwenden sie beispielsw­eise böse Wörter, ohne zu wissen, was diese bedeuten», erklärt Ramming. Was Kinder erlernen, sei oft auf ihr soziales Umfeld und die Erziehung zurückzufü­hren. Sexualisie­rtes Verhalten könnten sie demnach bei den Eltern und älteren Geschwiste­rn abschauen. «Im schlimmste­n Fall haben Kinder, die ein solches Verhalten an den Tag legen, selbst grenzübers­chreitende­s Verhalten erlebt», so Ramming.

Laut Ramming sind in solchen Situatione­n neben der Schule auch die Eltern gefragt: «Das Problem muss erkannt und ernst genommen werden. Es braucht eine Zusammenar­beit zwischen Schule und Eltern,

um dem fehlgeleit­eten Buben zu helfen.» Dabei müssten die Eltern mit ihm sprechen und ihm klarmachen, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung sei. «Vor allem sollten sie ihm zeigen, wie er auf eine andere Art und Weise Aufmerksam­keit bekommen kann.» Ein Schulwechs­el müsse dabei nicht unbedingt erfolgen. «Solange eine Besserung des Verhaltens in Sicht ist, sollte das Kind im gewohnten Umfeld bleiben.» Auch die anderen Eltern sollten das Gespräch mit ihren Kindern suchen und erklären, was passiert ist. «Man muss sie ernst nehmen und altersgere­cht informiere­n», so Ramming.

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