«Die Eltern sollten ihm zeigen, wie er anders Aufmerksamkeit erhalten kann»
ZÜRICH. Laut Kinder- und Jugendpsychologen Philipp Ramming könnte hinter so einem Verhalten ein Verlangen nach Aufmerksamkeit stecken. Ein konkretes sexuelles Interesse bei Kindern in diesem Alter schliesst er aus. «Kinder sehen oftmals das Verhalten der Erwachsenen, verstehen es aber nicht oder können es nicht richtig einordnen. So verwenden sie beispielsweise böse Wörter, ohne zu wissen, was diese bedeuten», erklärt Ramming. Was Kinder erlernen, sei oft auf ihr soziales Umfeld und die Erziehung zurückzuführen. Sexualisiertes Verhalten könnten sie demnach bei den Eltern und älteren Geschwistern abschauen. «Im schlimmsten Fall haben Kinder, die ein solches Verhalten an den Tag legen, selbst grenzüberschreitendes Verhalten erlebt», so Ramming.
Laut Ramming sind in solchen Situationen neben der Schule auch die Eltern gefragt: «Das Problem muss erkannt und ernst genommen werden. Es braucht eine Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern,
um dem fehlgeleiteten Buben zu helfen.» Dabei müssten die Eltern mit ihm sprechen und ihm klarmachen, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung sei. «Vor allem sollten sie ihm zeigen, wie er auf eine andere Art und Weise Aufmerksamkeit bekommen kann.» Ein Schulwechsel müsse dabei nicht unbedingt erfolgen. «Solange eine Besserung des Verhaltens in Sicht ist, sollte das Kind im gewohnten Umfeld bleiben.» Auch die anderen Eltern sollten das Gespräch mit ihren Kindern suchen und erklären, was passiert ist. «Man muss sie ernst nehmen und altersgerecht informieren», so Ramming.