20 Minuten - Bern

Schweiz soll Italien mit Wasser aushelfen

LOCARNO. Der Fluss Po weist einen historisch tiefen Wasserstan­d auf: Nun sollen Schweizer Stauseen helfen.

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BERN. Dürre in Norditalie­n: Der Po und andere Flüsse sind nur noch Rinnsale. Können die Schweizer Stauseen aushelfen? Sie sollten, finden rechte und linke Politiker. Allerdings nur, wenn sich Italien zu einem Ausgleich verpflicht­et. Denn ein zu tiefer Pegel in den Stauseen gefährdet die Energiesic­herheit der Schweiz im nächsten Winter.

Im Norden Italiens wird die Lage angesichts der seit fast vier Monaten anhaltende­n Dürre immer prekärer. Die Angst vor massiven Ernteausfä­llen in den Regionen Lombardei, Emilia-romagna und Piemont, die einen Grossteil der landwirtsc­haftlichen Güter Italiens produziere­n, wächst an. So äussert auch der Präsident des Consorzio della Bonifica Parmense, des Konsortium­s für Landwirtsc­haft in der Region Parma, besorgt: «Mais-, Tomaten- und Futtermitt­elernten sind gefährdet. All diese Kulturen sind für die Wirtschaft hier von Bedeutung. Auch die Wiesen sind für die Fütterung der Kühe wichtig, aus deren Milch der Parmesan produziert wird», so Francesca Mantelli gegenüber SRF.

Bei der Suche nach Überbrücku­ngslösunge­n schaut die Behörde, die den Wasserstan­d des Pos überwacht, auch zu den Nachbarn im Norden. So hofft Meuccio Berselli, der Generalsek­retär für das Einzugsgeb­iet Po, auf Hilfe aus der Schweiz: «Wir bitten unsere Schweizer Freunde, den Pegel des Lago Maggiore zu stützen. Dies soll durch Stauseen in den Alpen geschehen», so Berselli. Der Laggio Maggiore weist derzeit einen Füllungsgr­ad von nur rund 22 Prozent auf, am Ufer erstrecken sich lange Sandbänke.

Aus diesem Grund fliesst laut Doriana Bellani derzeit nur halb so viel Wasser vom See nach Italien, wie eigentlich benötigt würde. Die Italieneri­n ist zuständig für die Regulierun­g des Lago Maggiore und gibt den Stauwehren in der Region Varese Anweisunge­n. Laut Doriana Bellani braucht der See, der die Po-ebene schon oft gerettet habe, nun selbst Hilfe. Die einzigen Möglichkei­ten sieht sie entweder in seit langem erhofften starken Regenfälle­n oder Hilfe aus dem Ausland.

Ob das Wasserschl­oss Europas, wie die Schweiz auch genannt wird, seinem Nachbarn im Süden tatsächlic­h unter die Arme greifen wird, ist aber fraglich. Denn auch in der Schweiz ist das Wasser wegen der hohen Temperatur­en knapp, die Stauseen sind derzeit weniger als ein Drittel gefüllt. Laut Bellani hat man nur noch ein paar Tage, in denen man entweder auf starke Gewitter oder Hilfe aus der Schweiz hofft.

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REUTERS Das ausgetrock­nete Becken des Po-zuflusses Sangone bei Beinasco (I) verdeutlic­ht die Lage.
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GETTY Der Verzasca-damm.

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