Schweiz soll Italien mit Wasser aushelfen
LOCARNO. Der Fluss Po weist einen historisch tiefen Wasserstand auf: Nun sollen Schweizer Stauseen helfen.
BERN. Dürre in Norditalien: Der Po und andere Flüsse sind nur noch Rinnsale. Können die Schweizer Stauseen aushelfen? Sie sollten, finden rechte und linke Politiker. Allerdings nur, wenn sich Italien zu einem Ausgleich verpflichtet. Denn ein zu tiefer Pegel in den Stauseen gefährdet die Energiesicherheit der Schweiz im nächsten Winter.
Im Norden Italiens wird die Lage angesichts der seit fast vier Monaten anhaltenden Dürre immer prekärer. Die Angst vor massiven Ernteausfällen in den Regionen Lombardei, Emilia-romagna und Piemont, die einen Grossteil der landwirtschaftlichen Güter Italiens produzieren, wächst an. So äussert auch der Präsident des Consorzio della Bonifica Parmense, des Konsortiums für Landwirtschaft in der Region Parma, besorgt: «Mais-, Tomaten- und Futtermittelernten sind gefährdet. All diese Kulturen sind für die Wirtschaft hier von Bedeutung. Auch die Wiesen sind für die Fütterung der Kühe wichtig, aus deren Milch der Parmesan produziert wird», so Francesca Mantelli gegenüber SRF.
Bei der Suche nach Überbrückungslösungen schaut die Behörde, die den Wasserstand des Pos überwacht, auch zu den Nachbarn im Norden. So hofft Meuccio Berselli, der Generalsekretär für das Einzugsgebiet Po, auf Hilfe aus der Schweiz: «Wir bitten unsere Schweizer Freunde, den Pegel des Lago Maggiore zu stützen. Dies soll durch Stauseen in den Alpen geschehen», so Berselli. Der Laggio Maggiore weist derzeit einen Füllungsgrad von nur rund 22 Prozent auf, am Ufer erstrecken sich lange Sandbänke.
Aus diesem Grund fliesst laut Doriana Bellani derzeit nur halb so viel Wasser vom See nach Italien, wie eigentlich benötigt würde. Die Italienerin ist zuständig für die Regulierung des Lago Maggiore und gibt den Stauwehren in der Region Varese Anweisungen. Laut Doriana Bellani braucht der See, der die Po-ebene schon oft gerettet habe, nun selbst Hilfe. Die einzigen Möglichkeiten sieht sie entweder in seit langem erhofften starken Regenfällen oder Hilfe aus dem Ausland.
Ob das Wasserschloss Europas, wie die Schweiz auch genannt wird, seinem Nachbarn im Süden tatsächlich unter die Arme greifen wird, ist aber fraglich. Denn auch in der Schweiz ist das Wasser wegen der hohen Temperaturen knapp, die Stauseen sind derzeit weniger als ein Drittel gefüllt. Laut Bellani hat man nur noch ein paar Tage, in denen man entweder auf starke Gewitter oder Hilfe aus der Schweiz hofft.