Mädchengang drohte, Opfer (13) anzuzünden
ZÜRICH. Für Anja waren es schlimme Jahre: Eine Mädchengang mobbte sie in der Schule.
Jahrelang wurde Anja von einer siebenköpfigen Mädchengang aufs Übelste terrorisiert. Erst dank der Aussage einer Mitschülerin konnten die Haupttäterinnen verurteilt werden. Für Pascal
Kamber, Fachberater Mobbing, hätte es nie so weit kommen dürfen. Er bemängelt, dass «Politik, Schulen und Eltern beim Cybermobbing den Entwicklungen hinterherhinken».
Seit der 4. Klasse wurde Anja* von sieben Mädchen gemobbt. Der Übergang in die Sek hatte die Situation nicht verbessert. Im Gegenteil: Die Täterinnen wechselten an dieselbe Schule. Einschüchterungen und Cybermobbing wurden in letzter Zeit so schlimm, dass Anja sich seit Monaten nicht mehr zu Fuss in die Schule traute. «Fotos und Videos von ihr wurden über Snapchat geteilt, sie wurde blossgestellt und erniedrigt», sagt Mutter F.B.* (53). Die Pausen verbrachte Anja nur noch im Lehrerzimmer. Immer wieder habe sie bei der Schulleitung vorgesprochen, sagt B. «Doch sie sagten mir, sie hätten nichts in der Hand, sie könnten nichts machen.» Tochter Anja habe weitergelitten, depressive Symptome entwickelt und müsse seither zur Kinderpsychologin.
Mitte Januar dann der traurige Höhepunkt: «Die Mädchen drohten meiner Tochter, sie mit Benzin zu übergiessen und anzuzünden.» Auch die Mutter riefen die Mädchen an und sagten, ihr drohe dasselbe Schicksal. Am selben Tag im Januar erstattete B. Anzeige.
Die Mädchen hatten die Drohungen gefilmt, die Daten aber wieder gelöscht. «Nur dank der mutigen Aussage eines anderen Mädchens konnten die zwei Haupttäterinnen identifiziert werden», so B. Mittlerweile wurden die zwei damals 13-Jährigen mit einem Strafbefehl wegen Drohung und Beschimpfung verurteilt. B. ist froh, wurde etwas unternommen, für sie und ihre Tochter kam die Hilfe aber zu spät: «Wir sind umgezogen und Anja kann die Oberstufe an unserem neuen Wohnort weiterführen. Leider sind ihre Noten seit den ganzen Vorfällen nicht mehr gut genug für die Kanti.»
An die Öffentlichkeit geht sie mit der Geschichte, um für die
Themen Mobbing und Cybermobbing zu sensibilisieren und andere Betroffene darauf aufmerksam zu machen.
*Name der Redaktion bekannt