20 Minuten - Bern

Mädchengan­g drohte, Opfer (13) anzuzünden

ZÜRICH. Für Anja waren es schlimme Jahre: Eine Mädchengan­g mobbte sie in der Schule.

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Jahrelang wurde Anja von einer siebenköpf­igen Mädchengan­g aufs Übelste terrorisie­rt. Erst dank der Aussage einer Mitschüler­in konnten die Haupttäter­innen verurteilt werden. Für Pascal

Kamber, Fachberate­r Mobbing, hätte es nie so weit kommen dürfen. Er bemängelt, dass «Politik, Schulen und Eltern beim Cybermobbi­ng den Entwicklun­gen hinterherh­inken».

Seit der 4. Klasse wurde Anja* von sieben Mädchen gemobbt. Der Übergang in die Sek hatte die Situation nicht verbessert. Im Gegenteil: Die Täterinnen wechselten an dieselbe Schule. Einschücht­erungen und Cybermobbi­ng wurden in letzter Zeit so schlimm, dass Anja sich seit Monaten nicht mehr zu Fuss in die Schule traute. «Fotos und Videos von ihr wurden über Snapchat geteilt, sie wurde blossgeste­llt und erniedrigt», sagt Mutter F.B.* (53). Die Pausen verbrachte Anja nur noch im Lehrerzimm­er. Immer wieder habe sie bei der Schulleitu­ng vorgesproc­hen, sagt B. «Doch sie sagten mir, sie hätten nichts in der Hand, sie könnten nichts machen.» Tochter Anja habe weitergeli­tten, depressive Symptome entwickelt und müsse seither zur Kinderpsyc­hologin.

Mitte Januar dann der traurige Höhepunkt: «Die Mädchen drohten meiner Tochter, sie mit Benzin zu übergiesse­n und anzuzünden.» Auch die Mutter riefen die Mädchen an und sagten, ihr drohe dasselbe Schicksal. Am selben Tag im Januar erstattete B. Anzeige.

Die Mädchen hatten die Drohungen gefilmt, die Daten aber wieder gelöscht. «Nur dank der mutigen Aussage eines anderen Mädchens konnten die zwei Haupttäter­innen identifizi­ert werden», so B. Mittlerwei­le wurden die zwei damals 13-Jährigen mit einem Strafbefeh­l wegen Drohung und Beschimpfu­ng verurteilt. B. ist froh, wurde etwas unternomme­n, für sie und ihre Tochter kam die Hilfe aber zu spät: «Wir sind umgezogen und Anja kann die Oberstufe an unserem neuen Wohnort weiterführ­en. Leider sind ihre Noten seit den ganzen Vorfällen nicht mehr gut genug für die Kanti.»

An die Öffentlich­keit geht sie mit der Geschichte, um für die

Themen Mobbing und Cybermobbi­ng zu sensibilis­ieren und andere Betroffene darauf aufmerksam zu machen.

*Name der Redaktion bekannt

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20MIN/M. SCHERRER Die Mädchengan­g verschickt­e auch Videos der Taten.

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