Kanton Bern ist gegen legale Cannabisabgabe in Apotheke
BERN. Die Berner Regierung befürwortet einen Vorstoss, der die regulierte Abgabe von Cannabis in Apotheken verhindern soll.
Seit Jahren setzen sich Stadt und Universität Bern für ein Forschungsprojekt zum Thema Cannabis ein. Geplant war, dass im Herbst ausgewählte Studienteilnehmende in Berner Apotheken Cannabisprodukte kaufen können. Damit wollten die Forschenden untersuchen, wie sich der regulierte Verkauf auf das Befinden sowie auf das Konsumund Kaufverhalten der teilnehmenden Personen auswirkt.
Nun hat das Projekt einen massiven Dämpfer erlitten: Der Regierungsrat lehnt die Abgabe von Betäubungsmitteln zu nicht medizinischen Zwecken in Apotheken ab und unterstützt damit eine Motion aus den Reihen von SVP und EDU. Die negativen Auswirkungen des Cannabiskonsums seien seit vielen Jahren bekannt, schreibt der Regierungsrat in seiner Antwort auf den im letzten März eingereichten Vorstoss. Die Berner Kantonsregierung ist der Ansicht, dass Gras in Apotheken nichts verloren habe: Deren Aufgabe bestehe «in der Abgabe von Heilmitteln und nicht in der Abgabe von Suchtmitteln zu deren Konsum». Die Gemeinden, die sich bereits für eine Abgabe in Apotheken ausgesprochen hätten, sowie die Studienverantwortlichen sollen eine Abgabe in anderem Rahmen anstreben. Dem Regierungsrat schweben hierbei vor allem Institutionen vor, die auf Erfahrung mit Suchtkranken zurückgreifen können.
Martin Beyeler, der den Austausch zwischen den interessierten Stadtberner Apotheken und der Studienleitung koordiniert, zeigt sich befremdet über die Antwort des Regierungsrates. «Apotheken nehmen seit den 1990er-jahren eine Pionierrolle bei der Abgabe von Methadon ein. Jetzt zu sagen, sie sollen keine Suchtmittel verabreichen, ist schlicht realitätsfremd: Wir machen das schon längst – und wir machen es sehr gut», so Beyeler, der die Unitobler-apotheke betreibt.
Ganz vom Tisch ist die Cannabisabgabe in Berner Apotheken indes noch nicht: Der Regierungsrat beantragt dem Grossen Rat, die Motion als Postulat anzunehmen, wie er weiter schreibt.