Strompreise steigen – darum trifft es uns weniger als andere Länder
BERN. Strompreise steigen wegen des Kriegs in der Ukraine. Bei uns könnte es 2023 teurer werden.
Der Ukrainekrieg führt zu massiver Unsicherheit bei der Energieversorgung, die Folge sind hohe Preisanstiege. Besonders betroffen sind Länder in Europa. Die Schweiz trifft es aber deutlich weniger hart als Länder wie Deutschland oder die Niederlande. Dort stiegen die Strompreise schon in den ersten drei Monaten des Jahres – also zu Kriegsbeginn – im Jahresvergleich um knapp 70 respektive 200 Prozent. In der Schweiz waren es dagegen nur etwa zehn Prozent.
Damit gehört die Schweiz zu den Ländern mit den tiefsten Preisanstiegen, wie eine Analyse des deutschen Forschungsinstituts ZEW zeigt. Die Autoren führen das vor allem auf Wechselkurseffekte zurück. Grössere Länder hätten ein Problem mit ihrem Energiehunger. Bei einer Eskalation der Energiekrise bekämen sie Beschaffungsprobleme.
Für die Schweiz sieht die Analyse keine Energiegefahr, falls es Sanktionen oder Lieferstopps gibt. Die Schweiz beziehe Öl und Gas neben Russland auch aus Ländern ohne Ausfallrisiko. Zudem hat die Schweiz einen der geringsten Anteile von Gas und Öl in der Stromerzeugung. Der Hauptanteil ist Wasser- und Atomkraft.
«Bisher gab es wegen des Ukrainekriegs noch keine grossen Auswirkungen auf den Strompreis in der Schweiz, anders als beim Preis fürs Öl und Gas», sagt denn auch Immobilienökonom Fabian Waltert von der Credit Suisse. Laut dem Experten wird der Anstieg aber noch kommen. «Die Grosshandelspreise sind schon gestiegen und wir sind nicht komplett unabhängig vom Weltmarkt. Deshalb werden sich Haushalte mit Verzögerung auf höhere Strompreise einstellen müssen», erklärt Waltert.
Auch der Comparis-finanzexperte Michael Kuhn rechnet in der Zukunft mit steigenden Strompreisen. Je nach Standort seien 2023 Preiserhöhungen um 20 Prozent oder mehr möglich. «Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 5000 Kilowattstunden müsste ein Haushalt dann statt 1000 plötzlich 1200 Franken zahlen», so Kuhn.