«Wir bekommen jeden Tag Hassmails und Drohungen»
BERN. Klimaaktivistinnen und -aktivsten erhalten vermehrt Drohungen und Hassmails – wollen aber auf Blockaden nicht verzichten.
Wegen einer Strassenblockade von Klimaktivistinnen und -aktivisten verzögerte sich kürzlich in Deutschland die Rettung einer schwer verletzten Velofahrerin. Die Frau ist in der Zwischenzeit verstorben. Obwohl Medienberichten zufolge die Blockade keinen Einfluss auf die Notfallversorgung gehabt hat, steigt inzwischen die Wut in der Bevölkerung. Auf Social Media kursieren derzeit Videos, wie man gegen die Aktivisten vorgehen sollte. Dabei ist von Abführmitteln für die am Asphalt festgeklebten Aktivisten über Salzsäure bis hin zu einer am Auto montierten grossen Schneeschaufel, um die Teilnehmenden von der Strasse «zu schieben», die Rede. In einem Video wird gar ein Brotmesser empfohlen, um die «festgeklebten Gliedmassen» zu entfernen.
Auch Videos, in denen verärgerte Autofahrer Aktivisten von der Strasse zerren oder wegschubsen, werden zahlreich geteilt und mit Sätzen wie «Richtig so» und «Die haben es nicht anders verdient» kommentiert. Die Wut bekommen auch die Aktivistinnen und Aktivisten von Renovate Switzerland zu spüren. «Wir bekommen jeden Tag Hassmails und Drohungen», sagte Sprecherin Cécile Bessire zu 20 Minuten.
Seit Wochen blockiert die Klimaorganisation regelmässig Strassen in der Schweiz und verärgert Verkehrsteilnehmende. «Wir sind nicht hier, um geliebt zu werden. Uns ist es bewusst, dass die Aktionen stören», so Bessire. Anzeige wegen der Drohungen wolle man nicht erstatten. Auch auf Strassenblockaden wolle man nicht verzichten. Davor, dass die Stimmung mal kippen könnte, habe man keine Angst: «Wir sind darauf vorbereitet. Bei den Aktionen gibt es immer mindestens zwei Personen, die sich um die Sicherheit kümmern und darauf trainiert sind, mögliche Gewaltsituationen zu deeskalieren.»