Nato und USA: Es war eine ukrainische Rakete
WARSCHAU. Woher kam die Rakete, die gestern in Polen zwei Menschenleben forderte? Zuerst dachte die Welt an Russland. Doch nach ersten Erkenntnissen stammt die Rakete aus der Ukraine und war Teil einer Luftabwehrmassnahme gegen russisches Bombardement. Nun fordert der Krieg Menschenleben auf Nato-territorium – was hat das für Folgen? «Es hat indirekte Folgen. Denn der Niedergang dieses Flugkörpers, einer S300 übrigens, war nicht beabsichtigt. Damit wollten die Ukrainer die Abstandswaffe der Russen abwehren», sagt Strategieexperte Albert A. Stahel.
Doch wie hat man herausgefunden, woher das Geschoss gekommen ist? Stahel: «Man hat die Flugbahn vermessen. Da war die National Security Agency der Amerikaner zuständig. Die merkten relativ schnell, was hier gelaufen ist.» Stahel glaubt, dass sich Russland einen Beschuss Polens nicht geleistet hätte. «Das wäre eine Kriegserklärung gewesen an die Nato. Der erste Schritt in einen grösseren Krieg, womöglich zu einem Nuklearkrieg.»
Trotzdem sei der Beschuss der ganzen Ukraine mit Abstandsflugkörpern und Lenkwaffen ein Risiko – wie der aktuelle Fall zeigt. Unmittelbare Folgen habe der Beschuss aus Stahels Sicht nicht. Er vermutet aber, dass man die Ukraine nun hinter den Kulissen «seriös aufrüstet», gerade in Sachen Fliegerund Raketenabwehr.
Wird jetzt die Forderung einer Flugverbotszone wieder zur Sprache kommen? Stahel: «Das würde bedeuten, dass die Nato den Luftraum über der Ukraine kontrollieren und jedes Eindringen von Russland abwehren würde. Das wäre ein heikler Schritt. Möglicherweise ebenfalls ein Zeichen einer offenen Konfrontation zwischen der Nato und Russland.»