20 Minuten - Bern

«Wer ADHS hat, kann Berge versetzen»

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Die Aufmerksam­keitsdefiz­it- und Hyperaktiv­itätsstöru­ng (ADHS) galt lange als Kinderkran­kheit. Aber auch etliche Erwachsene leiden unter Unaufmerks­amkeit, Unruhe und Impulsivit­ät. Wir haben mit der Ärztin, Psychiater­in, Buchautori­n und Adhs-expertin Ursula Davatz über Diagnosen, Herausford­erungen und Tipps für Betroffene gesprochen.

Frau Davatz, man hat den Eindruck, dass ADHS in der Bevölkerun­g zugenommen hat. Stimmt das?

Nein. Mehr Betroffene gibt es nicht – nur genauere Diagnosen und mehr verfügbare Informatio­n.

Ist ADHS denn eine Krankheit?

Nein! Es ist ein Persönlich­keitstyp. Wenn Menschen mit ADS oder ADHS ein gutes Umfeld haben und sich mit ein paar Tools besser kennen lernen, können sie zu sehr erfolgreic­hen Persönlich­keiten werden. Wenn sie kein gutes Umfeld haben, entwickeln sie allerdings später oft psychische Krankheite­n wie schwere Depression­en oder werden bipolar.

Wie unterschei­den sich die Adhssympto­me bei Frauen und Männern?

Männer werden schnell aggressiv und impulsiv. Frauen nehmen sich eher zurück und unterdrück­en die Impulsivit­ät. Sie sind sehr empathisch, spüren sofort, was im Umfeld läuft, und werden zu Helfertype­n. Deshalb entwickeln sie später eher eine Depression – weil sie sich aufgeben für alle.

Welche Schwierigk­eiten haben Betroffene im Beruf?

Sie sind sehr gern ihr eigener Chef und sind intrinsisc­h gesteuert. Pseudoauto­ritäten werden sofort erkannt und sie haben keine Hemmung zu kritisiere­n. Wenn Führungskr­äfte allerdings fachlich wirklich überlegen sind, lassen sich Adhs-angestellt­e gern von ihnen leiten. Im Privatlebe­n können

Menschen mit ADHS schnell Verbindung­en aufbauen und andere begeistern, aber eben auch anecken. Konflikte eskalieren rasch und heftig, und Beziehunge­n werden impulsiv abgebroche­n.

Manche Betroffene nennen ihr ADHS eine Superpower. Gibt es tatsächlic­h Vorteile?

Klar! Ein superschne­lles Denken, das über den eigenen Tellerrand hinausgeht, und innovative Ideen sind typisch. Kein Wunder, haben viele Unternehme­rinnen und Erfinder diese Diagnose erhalten. Wer mit ADHS hyperfokus­siert ist, kann Berge versetzen. GERALDINE BIDERMANN

Das ganze Interview liest du auf 20min.ch/lifestyle/bodyandsou­l.

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