«Blackface stellt uns Schwarze bloss»
WALZENHAUSEN. Yvonne Apiyo Brändle-amolo lebt seit 22 Jahren in der Schweiz. Über das Appenzeller Blackfacing-video ist sie empört.
Yvonne Apiyo Brändle-amolo (47) ist schockiert über die Bilder aus dem Appenzell: Ein Jodlerverein liess einen Kollegen mit Blackface auftreten, also mit schwarz angemaltem Gesicht, Perücke und Baströckchen (20 Minuten berichtete). Brändle-amolo ist selbst Jodlerin und fragt sich, warum dieser Verein Menschen wie sie nicht einlädt, statt sie zu verspotten. «Viele Menschen mit Migrationshintergrund würden das Jodeln gern lernen, aber diese Türen sind verschlossen.»
Die gebürtige Kenianerin hat angefangen zu jodeln, um sich in der Schweiz heimisch zu fühlen. Die Zürcherin wollte dazugehören. Umso enttäuschter ist sie deshalb über das Video aus Walzenhausen, bei dem sich ein weisser Jodler schwarz angemalt hatte und mit Bastrock auf die Bühne ging. 20 Minuten hatte am Dienstag darüber berichtet. «Ich finde die Darstellung des schwarzen Menschen in diesem Video wirklich erniedrigend. Das ist eine Art Karikatur eines schwarzen Menschen. Wir laufen nicht alle in einem solchen Rock herum oder mit einer Pfeife, wie man es in diesem Video sieht. Das ist eine Blossstellung von uns, die wirklich nicht gut ankommt. Es ist ein Benutzen von Stereotypen, die damals während der kolonialen Zeiten verwendet worden sind», regt sich Yvonne Apiyo Brändle auf.
Der Jodelklub Walzenhausen hatte sich für die Darstellung entschuldigt. Laut eigenen Aussagen hatte der Jodelverein versucht, eine andere Kultur bei sich aufzunehmen. Brändle, die in der SP politisiert, fügt an: «Ich sage immer: Kultur kann sich nur entwickeln, wenn es einen guten Austausch gibt und das brauchen wir. Sonst würden viele Kulturen – auch die Schweizer Kultur – sterben.» Sie haben vor allem in der Jodlerszene Probleme mit dem Nachwuchs, aber es gibt sehr viele Leute mit Migrationshintergrund, die das gerne lernen würden. Aber diese Türen seien leider oftmals verschlossen. Für den Präsidenten des Jodlerklubs Walzenhausen hingegen ist der Jodelklub offen für alle, die gerne singen. Und er könnte sich vorstellen, das nächste Mal mit Yvonne Apiyo Brändleamolo zu jodeln. Das Angebot nimmt die Jodlerin an: «Ich würde mir Zeit nehmen, diese Lieder zu lernen, damit ich die Lieder auch gut genug jodeln kann. Dann müssen sie nicht unbedingt eine weisse Person suchen, die sich schwarz bemalt. Dann haben sie mich.»
Happy End? Noch ist die Sache für den Jodelklub Walzenhausen nicht ausgestanden: Denn jetzt hat die Staatsanwaltschaft Appenzell AR ein Verfahren eröffnet wegen Rassendiskriminierung.