20 Minuten - Bern

«200 Fr. Busse fürs Spucken – das ist reine Geldmacher­ei»

Wer auf den Boden spuckt, soll gebüsst werden – mit 200 Franken. Die Höhe der Busse sorgt für Unmut.

- THOMAS OBRECHT/LUCA LA ROCCA/MONIKA ABDEL Meseh

Immer mehr Gemeinden haben genug von der Unsitte, dass manche auch an stark frequentie­rten Plätzen einfach auf den Boden spucken. So muss künftig, wer in Walliselle­n ZH auf den Boden spuckt, mit einer Busse von 200 Franken bestraft werden. Bis anhin lag diese Busse bloss bei 30 Franken.

Viele aus der 20-Minutencom­munity finden diese neue Strafe übertriebe­n. Das zeigt auch ein Augenschei­n in Walliselle­n. Gerade junge Menschen verstehen zwar den Ärger übers Spucken, nicht aber die Höhe der Busse: «Reine Geldmacher­ei», findet etwa Nina (siehe unten).

Aber vielleicht hat sich das Instrument ja bewährt? Fünfzehn Kilometer weiter westlich von Walliselle­n, in Dietikon, liegt die Busse nämlich bereits seit diesem Jahr bei 200 Franken. Wie viele aber effektiv gebüsst werden, kann Polizeiche­f Marco Bisa nicht sagen: «Wir erfassen die Bussen zusammen mit jeglichen Arten von Littering in der Kategorie Verunreini­gung. Grundsätzl­ich gibt es aber nur selten eine Busse wegen Spuckens.» Er selbst habe erst einmal jemanden in flagranti beim Spucken erwischt. Auch in Uster wird die vorgesehen­e Ordnungsbu­sse von 80 Franken eher zurückhalt­end verteilt. Laut Andreas Baumgartne­r, Kommandant der Stadtpoliz­ei, sind die durchschni­ttlich zehn Ordnungsbu­ssen im Jahr eine eher geringe Anzahl an verteilten Strafen.

Für die Ordnungswi­drigkeit kann man aber auch günstiger davonkomme­n. In Dübendorf droht eine Busse von 40 Franken, zehn Franken mehr zahlt man in Glattfelde­n, wo die Regelung schon seit fünf Jahren in Kraft ist. Laut Gemeindesc­hreiber Valentino Vinzens wurden aber bis jetzt kaum Bussgelder verhängt: «Das Verbot ist ohnehin eher schwierig durchzuset­zen, es sei denn, man ertappt den Spucker auf frischer Tat.»

In Gossau SG wurde das Verbot bereits 2009 eingeführt. Laut Pascal Häderli von der Kantonspol­izei werden aber auch hier so gut wie nie Bussen ausgestell­t. Im basellands­chaftliche­n Liestal ist die Stadtpoliz­ei dafür zuständig: Wer dort innerhalb des Siedlungsg­ebiets spuckt, muss mit einer Busse von 100 Franken rechnen. René Frei, Bereichsle­iter Sicherheit des Kantonshau­ptortes, winkt aber auch ab: «Eine Auswertung der verhängten Ordnungsbu­ssen führen wir nicht, doch es wurden bisher nur wenig Bussen bezüglich des Spuckens auf den Boden ausgestell­t.»

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland