«200 Fr. Busse fürs Spucken – das ist reine Geldmacherei»
Wer auf den Boden spuckt, soll gebüsst werden – mit 200 Franken. Die Höhe der Busse sorgt für Unmut.
Immer mehr Gemeinden haben genug von der Unsitte, dass manche auch an stark frequentierten Plätzen einfach auf den Boden spucken. So muss künftig, wer in Wallisellen ZH auf den Boden spuckt, mit einer Busse von 200 Franken bestraft werden. Bis anhin lag diese Busse bloss bei 30 Franken.
Viele aus der 20-Minutencommunity finden diese neue Strafe übertrieben. Das zeigt auch ein Augenschein in Wallisellen. Gerade junge Menschen verstehen zwar den Ärger übers Spucken, nicht aber die Höhe der Busse: «Reine Geldmacherei», findet etwa Nina (siehe unten).
Aber vielleicht hat sich das Instrument ja bewährt? Fünfzehn Kilometer weiter westlich von Wallisellen, in Dietikon, liegt die Busse nämlich bereits seit diesem Jahr bei 200 Franken. Wie viele aber effektiv gebüsst werden, kann Polizeichef Marco Bisa nicht sagen: «Wir erfassen die Bussen zusammen mit jeglichen Arten von Littering in der Kategorie Verunreinigung. Grundsätzlich gibt es aber nur selten eine Busse wegen Spuckens.» Er selbst habe erst einmal jemanden in flagranti beim Spucken erwischt. Auch in Uster wird die vorgesehene Ordnungsbusse von 80 Franken eher zurückhaltend verteilt. Laut Andreas Baumgartner, Kommandant der Stadtpolizei, sind die durchschnittlich zehn Ordnungsbussen im Jahr eine eher geringe Anzahl an verteilten Strafen.
Für die Ordnungswidrigkeit kann man aber auch günstiger davonkommen. In Dübendorf droht eine Busse von 40 Franken, zehn Franken mehr zahlt man in Glattfelden, wo die Regelung schon seit fünf Jahren in Kraft ist. Laut Gemeindeschreiber Valentino Vinzens wurden aber bis jetzt kaum Bussgelder verhängt: «Das Verbot ist ohnehin eher schwierig durchzusetzen, es sei denn, man ertappt den Spucker auf frischer Tat.»
In Gossau SG wurde das Verbot bereits 2009 eingeführt. Laut Pascal Häderli von der Kantonspolizei werden aber auch hier so gut wie nie Bussen ausgestellt. Im basellandschaftlichen Liestal ist die Stadtpolizei dafür zuständig: Wer dort innerhalb des Siedlungsgebiets spuckt, muss mit einer Busse von 100 Franken rechnen. René Frei, Bereichsleiter Sicherheit des Kantonshauptortes, winkt aber auch ab: «Eine Auswertung der verhängten Ordnungsbussen führen wir nicht, doch es wurden bisher nur wenig Bussen bezüglich des Spuckens auf den Boden ausgestellt.»