«Ideologie jeglicher Art hat an Unis keinen Platz»
In Bern feierte ein Dozent den Hamas-terror als Geschenk, in Basel wird einem ganzen Fachbereich vorgeworfen, eine israelfeindliche Ideologie zu verbreiten. Zsolt Balkanyi-guery von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus ordnet ein.
wieso nehmen antisemitische Vorfälle an Unis zu?
Die Uni ist ein Ort gesellschaftspolitischer Diskussionen. Das Thema Israel und Hamas ist politisch sehr aufgeladen. Westliche Universitäten sind geprägt von einer neutralen Position und immun gegen Ideologien. Das scheint nicht mehr immer zu klappen.
Neuere Studienrichtungen wollen die Gesellschaft nicht mehr nur analysieren, sondern sie verändern. Sie lassen die Distanz vermissen. Im Nahostkonflikt geht es nicht mehr um
Erklärungen, sondern nur um Solidarität.
wieso schliessen sich die studierenden an?
Jetzt sind es ja insbesondere linke Gruppierungen, die sich mit den Palästinensern solidarisieren, was dann teilweise in Hass auf Israel umschlägt. Linke Gruppierungen an Unis gab es schon früher und die Uni hatte die Aufgabe, ihre Ansichten aufzunehmen und zu diskutieren – entlang der Grundwerte einer Universität. Heute wird diese ehrliche, neutrale, ausgewogene Auseinandersetzung teils nicht mehr vorgelebt.
was müssen die Unis tun?
Sie müssen ihre Werte einfordern. Sie müssen das System wiederherstellen, in dem solche Ausreisser nicht möglich sind.
was ist mit den Professoren, die das nicht können?
Hier müssen die Unis handeln – und sie tun das auch, mit arbeitsrechtlichen Massnahmen. Doch es reicht nicht, Einzelnen zu kündigen. Es braucht eine vertiefte Auseinandersetzung, wie Debatten an Unis geführt werden, und das Beharren darauf, dass Ideologie jeglicher Art an einer Universität keinen Platz hat.
was, wenn Professoren auf privaten Kanälen problematische Inhalte teilen?
Auch das finde ich schwierig. Ein Juraprofessor kann ja auch nicht auf Instagram posten, dass er für die Todesstrafe sei, und am nächsten Morgen vor die Studierenden treten und ihnen erklären, wieso die Todesstrafe abzulehnen ist.