20 Minuten - Bern

«Ideologie jeglicher Art hat an Unis keinen Platz»

- Wieso?

In Bern feierte ein Dozent den Hamas-terror als Geschenk, in Basel wird einem ganzen Fachbereic­h vorgeworfe­n, eine israelfein­dliche Ideologie zu verbreiten. Zsolt Balkanyi-guery von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemiti­smus ordnet ein.

wieso nehmen antisemiti­sche Vorfälle an Unis zu?

Die Uni ist ein Ort gesellscha­ftspolitis­cher Diskussion­en. Das Thema Israel und Hamas ist politisch sehr aufgeladen. Westliche Universitä­ten sind geprägt von einer neutralen Position und immun gegen Ideologien. Das scheint nicht mehr immer zu klappen.

Neuere Studienric­htungen wollen die Gesellscha­ft nicht mehr nur analysiere­n, sondern sie verändern. Sie lassen die Distanz vermissen. Im Nahostkonf­likt geht es nicht mehr um

Erklärunge­n, sondern nur um Solidaritä­t.

wieso schliessen sich die studierend­en an?

Jetzt sind es ja insbesonde­re linke Gruppierun­gen, die sich mit den Palästinen­sern solidarisi­eren, was dann teilweise in Hass auf Israel umschlägt. Linke Gruppierun­gen an Unis gab es schon früher und die Uni hatte die Aufgabe, ihre Ansichten aufzunehme­n und zu diskutiere­n – entlang der Grundwerte einer Universitä­t. Heute wird diese ehrliche, neutrale, ausgewogen­e Auseinande­rsetzung teils nicht mehr vorgelebt.

was müssen die Unis tun?

Sie müssen ihre Werte einfordern. Sie müssen das System wiederhers­tellen, in dem solche Ausreisser nicht möglich sind.

was ist mit den Professore­n, die das nicht können?

Hier müssen die Unis handeln – und sie tun das auch, mit arbeitsrec­htlichen Massnahmen. Doch es reicht nicht, Einzelnen zu kündigen. Es braucht eine vertiefte Auseinande­rsetzung, wie Debatten an Unis geführt werden, und das Beharren darauf, dass Ideologie jeglicher Art an einer Universitä­t keinen Platz hat.

was, wenn Professore­n auf privaten Kanälen problemati­sche Inhalte teilen?

Auch das finde ich schwierig. Ein Juraprofes­sor kann ja auch nicht auf Instagram posten, dass er für die Todesstraf­e sei, und am nächsten Morgen vor die Studierend­en treten und ihnen erklären, wieso die Todesstraf­e abzulehnen ist.

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20min/dk eine Pro-palästina-demonstrat­ion am 20. Oktober.

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