Hat der geschasste Dorfarzt seinen Abschluss gefälscht?
Neue Vorwürfe an die Adresse des Dorfarztes von Boltigen BE: Er soll eine Urkunde gefälscht haben.
Der Fall des neuen Boltiger Hausarztes, dem der Kanton Bern die Bewilligung entzogen hat (20 Minuten berichtete), bekommt eine juristische Dimension. Wie «SRF Investigativ» berichtet, soll Mohammed Al Saad eine Urkunde gefälscht haben: ein Dokument aus Deutschland, das ihn als «Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie» ausweist. Von der Landesärztekammer Baden-württemberg heisst es jedoch: «Herr Al Saad hat keine Facharztprüfung in Nordwürttemberg absolviert.» Die Landesärztekammer habe Strafanzeige eingereicht, heisst es weiter. Für die Berner Gemeinde ist die Angelegenheit doppelt unglücklich. Erstens muss sie sich nun wieder auf die Suche nach einem neuen Hausarzt machen. Zweitens hat man Al Saad ein zinsloses Darlehen über 700 000 Franken für den Kauf und zur Renovierung
der Praxis gewährt. Wie die «Berner Zeitung» schreibt, hat die Gemeinde einen Anwalt eingeschaltet.
Vor einer Woche entzog das Berner Gesundheitsamt Mohammed Al Saad mit sofortiger Wirkung die Berufsausübungsbewilligung. Damit ist ihm die Tätigkeit als Arzt in eigener Verantwortung im ganzen Kanton untersagt – praktizieren dürfte er lediglich als Assistenzarzt. Bisher arbeitete Al Saad hauptsächlich in einer Gruppenpraxis in Brienz. Dort hat er auf Ende Jahr gekündigt, ist aber seit mehreren Wochen krankgeschrieben. Auf der Internetseite des Unternehmens ist er bereits nicht mehr aufgeführt. Im Ärztezentrum Dällikon ZH, wo er wohl eine zweite Niederlassung geplant hatte, ist er noch nicht tätig gewesen, wie 20 Minuten erfuhr. Geplant sei gewesen, dass er im Januar 2024 seine Tätigkeit aufnehme. Zurzeit wisse man aber nicht, «ob er überhaupt kommt», sagte eine Praxisassistentin. Bislang habe er keine Patientinnen und Patienten aufgenommen.