«Es gibt kaum jemanden, der nüchtern in die Praxis kommt»
Er gibt Einblick in seine Arbeit an den Renntagen.
Gegen 70 Fahrer stürzen sich die Lauberhornabfahrt hinunter, am Pistenrand, im Ziel und in den Fanzonen fiebern Tausende Fans mit – die Chancen auf Verletzungen sind gross. Das weiss auch Markus Sinsel. Der Deutsche ist sowohl Rennals auch Hausarzt in Wengen.
Wie viele personen und Helikopter sind im Einsatz?
Bei den Rennen sind zwei Helis im Einsatz, dazu kommen 16 Patrouilleure. Drei Notärzte befinden sich auf der Strecke auf Ski, zwei Notärzte auf den Helikoptern. Für das Publikum sorgten diverse Samariter, so Sinsel.
Was war der schlimmste Vorfall in den letzten Jahren?
Der 47-Jährige ist seit 2018 Leiter Sanität und Rettung und Projektleiter für die Rennen. Der Deutsche kam 2005 als Assistenzarzt erstmals nach Wengen, 2014 war er zum ersten Mal auf der Piste mit dem Heli, er hat also viel Erfahrung. «Ein Jahr war für uns anspruchsvoll, als kurz vor dem Start das Rennen (die Lauberhornabfahrt 2017, Red.) abgesagt wurde. Da waren die Fans verständlicherweise frustriert und es wurde viel getrunken. Da hatten wir viele Verletzte», erinnert sich Sinsel.
Welcher Art sind die meisten Verletzungen bei den Fans?
Das sind Traumata (mit dem Kopf aufgeschlagen), Handgelenksbrüche, Knie- und Sprunggelenkverletzungen. Diese kämen vor allem beim Schlitteln vor, klärt Sinsel auf.
Geschehen die meisten Unfälle wegen des Alkoholkonsums?
Laut Sinsel ist es die Kombination von Alkohol und Stürzen.
Sie sähen wenig Patienten mit Alkoholintoxikation, das komme schon vor, sei aber nicht die grosse Menge. «Es gibt aber kaum jemanden, der nüchtern hier in die Praxis kommt.»
Wie viel bekommt er von den rennen mit?
«Als leitender Notarzt kann ich nicht auch auf dem Heli sein. Deshalb bin ich an den Renntagen in der Praxis. Wenn ich Zeit habe, gucke ich», erklärt der 47-Jährige.