3,5 Millionen Dollar pro Spritze: Krankenkassen fordern Preislimite
Eine einzige Spritze soll Menschen mit Hämophilie B von ihrem Leid befreien. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Dollar. Doch wer übernimmt die Kosten?
worum geht es?
Swissmedic hat dem Wirkstoff Hemgenix grünes Licht für den Schweizer Markt erteilt. Das Medikament soll bei schwerer und mittelschwerer Hämophilie B, einer vererbten Blutkrankheit, helfen. Schweizweit sind davon ungefähr 70 Personen betroffen, für die die Spritze einen guten Ersatz für die lebenslange Therapie darstellt. Bloss: Die Spritze kostet über 3,5 Millionen Dollar. 20 Minuten beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.
wieso ist das Medikament so teuer?
Der hohe Preis wird vom Hersteller mit der Seltenheit der Krankheit begründet. Das habe direkten Einfluss auf Dauer und
Schwierigkeit der Forschung und der Entwicklung solcher Heilmittel. Wie viel das Medikament in der Schweiz genau kosten wird, ist allerdings noch unklar. Darüber verhandelt das Bundesamt für Gesundheit jetzt mit dem Hersteller.
wer bezahlt das Medikament?
Laut BAG wird das Arzneimittel von der obligatorischen Krankenversicherung erstattet, sobald es in der Spezialitätenliste aufgeführt ist und das BAG den endgültigen Preis festgelegt hat.
Ist der Preis gerechtfertigt?
Das lasse sich erst sagen, wenn die Spritze im Umlauf sei, sagt Comparis-experte Felix Schneuwly: «Wichtig ist, dass das Produkt das Markenversprechen hält und die richtigen Re
sultate liefert.» Dass die Schweiz sich solche Medikamente leiste, sei richtig und wichtig. «Solange die wirtschaftliche Lage gut ist, können wir solche Innovationen finanzieren.»
wird das Medikament günstiger werden?
Solche neuartigen Medikamente seien anfänglich immer teuer,
sagt Gesundheitsexperte Felix Schneuwly: «Wenn sich die Spritze mit der Zeit etabliert hat, wird sie auch weniger kosten. So war es auch mit Antibiotika, die derzeit überall kostengünstig zu bekommen sind.»
Braucht es eine Obergrenze für solche Medikamente?
Schneuwly betont, dass es bereits jetzt nötig sei, die Diskussion über eine Obergrenze für solche Mittel zu führen. «Solche Entscheidungen sollten wir diskutieren, bevor wir unter wirtschaftlichen Druck kommen.» Zudem werde jede medizinische Innovation kollektiv finanziert. Steuer- und Prämienzahler übernähmen meist ungewollt die Kosten all dieser Heilmittel. was sagen die Krankenkassen? Der Krankenkassenverband Santésuisse steht solchen Innovationen kritisch gegenüber. Laut Sprecher Christophe Kaempf stellen Hersteller zunehmend ungerechtfertigt hohe Preisforderungen. «Diese lassen sich wirtschaftlich kaum herleiten und fallen in der Regel auch an, wenn die Therapien keine oder nur eine ungenügende Wirkung erzielen.» Diese teuren Therapien würden die Gesundheitskosten zunehmend belasten.