30 000 Asylgesuche: Bericht warnt vor Radikalisierung
Der Bund rechnet 2024 mit bis zu 30 000 neuen Asylgesuchen. Ein
«Der Migrationsdruck auf Europa nimmt zu. Radikalisierungen in der Gesellschaft werden zusehends brutaler, namentlich durch die Parteinahme im Nahostkonflikt, die sich auch durch die Zunahme antisemitischer Aktivitäten äussert», heisst es im Bericht der Studienkommission Sicherheitspolitik, der eigentlich erst im Sommer veröffentlicht wird, laut dem «Sonntagsblick».
Das Staatssekretariat für Migration geht von rund 30 000 neuen Asylgesuchen aus, etwa gleich viele wie 2023. Entscheidend für die effektiven Zahlen seien die Balkanroute von der Türkei über Griechenland und Bulgarien und die Mittelmeerroute. Die häufigsten Herkunftsländer waren gemäss den Angaben des SEM in den letzten Jahren Afghanistan mit
7000 Asylanträgen, die Türkei mit fast 5000, Syrien, Eritrea, und Äthiopien mit insgesamt über 3000 Asylgesuchen.
Laut dem Extremismusexperten Dirk Baier hat der Grossteil der Migrantinnen und Migranten mit Gewalt, Kriminalität und Extremismus nichts zu tun. «Die Schweiz steht nicht im Fokus islamistischer
Terrorgruppen. Diese werden ihre Anhänger nicht primär in die Schweiz schicken, sondern in andere Länder wie Frankreich oder Grossbritannien», sagt Baier.
Das bedeute nicht, dass eingewanderte Personen keine Gewaltstraftaten ausführen könnten. Wenn diese aber angemessen untergebracht und sozial und psychisch betreut werden, sieht der Experte keine bedeutsame Gefahr der Radikalisierung. Aber: «Es bleibt immer ein Restrisiko, dass sich in einer Menschengruppe auch Personen befinden, die für radikale Ideen empfänglich sind.» Dieses Risiko bliebe auch, wenn die Schweiz jede Form der Zuwanderung verhindern würde.
Um Radikalisierung zu verhindern respektive zu bekämpfen, braucht es laut Baier wachsame Nachrichtendienste und Polizeien, die international im Austausch stehen. «Wichtig ist zudem eine Bevölkerung, die sich für Mitmenschen interessiert.» Das gelte nicht nur für Zugewanderte, denn auch Einheimische könnten sich rechtsextrem radikalisieren. «Wenn wir achtsamer miteinander umgehen und mehr integrieren als diskriminieren, können wir einen Beitrag dazu leisten, dass es nicht zu Radikalisierung kommt», so Baier.