20 Minuten - Bern

Grüne bejubeln Urteil, für SP eine «Ohrfeige» und für SVP «gaga»

Die Schweiz tue zu wenig, um die Gesundheit älterer Menschen zu schützen, sagen die Richter in Strassburg. Das Urteil polarisier­t, hier die Reaktionen.

- CHRISTOF VUILLE/SHANICE BÖSIGER/STEFAN LANZ

Grüne fordern Massnahmen Die Grünen bejubeln das Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs für Menschenre­chte (EGMR) – und wollen, dass es jetzt umgesetzt wird. Die neue Präsidenti­n Lisa Mazzone und Fraktionsc­hefin Aline Trede fordern als erste Massnahme die Einführung einer «Klimavertr­äglichkeit­sprüfung», vor allem für Bauprojekt­e. So käme man klar zum Schluss, dass der geplante Sechsspura­usbau der Autobahn A1 nicht klimavertr­äglich und darum nicht bewilligun­gsfähig sei. Eine weitere Massnahme: die Einführung eines «Kohlenstof­fbudgets». Werde es nicht eingehalte­n, wären auch Massnahmen wie die Reduktion des Fleischkon­sums und die Erhöhung des Benzinprei­ses möglich.

sp spricht von «Ohrfeige»

Für Mattea Meyer, Co-präsidenti­n der SP Schweiz, ist klar: «Dieses Urteil ist eine Ohrfeige für den Bundesrat und seine Untätigkei­t im Klimaberei­ch.» Sp-nationalrä­tin Gabriela Suter ergänzt: «Die Schweiz macht zu wenig, um ihre Bevölkerun­g vor den Auswirkung­en des Klimawande­ls

zu schützen.» Nun müsse die Politik endlich griffige Gesetze zur Bekämpfung des Klimawande­ls und der Senkung der Treibhausg­asemission­en beschliess­en.

SVP: Urteil ist «gaga»

Der Walliser Umweltpoli­tiker und Svp-nationalra­t Michael Graber sagt dagegen: «Das ist doch einfach gaga, ich kann es nicht anders sagen.» Nun sei die Justiz für politische Zwecke missbrauch­t worden. «Mit solchen Urteilen kann man diese Institutio­n nicht mehr ernst nehmen.» Es sei schlimm, wie der «radikale Verein Greenpeace» Seniorinne­n instrument­alisiert habe.

FDP poltert gegen EGMR

«Unverständ­lich» ist das Urteil für Fdp-nationalra­t Christian

Wasserfall­en: «Der EGMR versteht offensicht­lich die direkte Demokratie der Schweiz nicht.» Die Schweiz setze Massnahmen im Co2-gesetz seit Jahren erfolgreic­h um. In der Schweiz gebe es die umfassends­ten demokratis­chen Mittel, um politisch Einfluss zu nehmen.

Mitte: Konflikt so nicht lösbar

Sauer ist auch Mitte-chef Gerhard Pfister: «Der EGMR verurteilt ausgerechn­et die Regierung des Landes, die nur das tun kann, was die Bevölkerun­g will», schrieb er auf X. Der Konflikt zwischen direkter Demokratie und Rechtssetz­ung durch internatio­nale Gerichte sei so nicht lösbar, sagt er auch in Bezug auf die Eu-debatte.

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Greenpeace/miriam Künzli Die seniorinne­n, die klagten, freut das Urteil des EGMR.

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