Nacht im Bunker, danach gings zur Arbeit
Elie Grünewald lebt seit zehn Jahren in Israel, aufgewachsen ist er in Basel. «Seit dem 7. Oktober leben wir immer in Alarmbereitschaft», erzählt der 42-Jährige. Er wohnt mit seiner Frau und seinem sechsjährigen Sohn in Ashkelon, wenige Kilometer vom Gazastreifen entfernt. «Vor allem die Luftwaffe haben wir gehört – die ‹Feuerwerke› waren im Westen des Landes weniger sichtbar. In solchen Situationen lebt man von Pushnachricht zu Pushnachricht.»
So wird die Bevölkerung informiert, dass sie Schutz aufsuchen solle. Grünewald sagt: «Es war klar, dass es zwischen Israel und dem Iran einmal zu einer direkten Konfrontation kommen würde. Es war nur eine Frage der Zeit.»
Zu dritt hätten sie im Luftschutzraum Zuflucht gesucht. «Das ist eigentlich nichts Neues mehr. Wir haben dort gegessen und versucht, einige Stunden zu schlafen», so Grünewald. Wie der 42-Jährige erzählt, versucht er immer, möglichst Ruhe zu bewahren und auszustrahlen – der Familie zuliebe.
Natürlich habe er Angst gehabt. «Wer hätte das nicht, wenn man weiss, dass man mit ballistischen Waffen angegriffen wird?», so der Familienvater. Doch er betont: «Wenn man den 7. Oktober hautnah miterlebt hat in all seiner Grausamkeit, dann ist ein Angriff wie gestern nichts dagegen.»
Gestern Morgen habe die Familie erfahren, dass der Iran nach Angaben des israelischen Militärs rund 300 Drohnen und Raketen abfeuerte. «Die Intensität des Angriffs war überraschend – aber auch die Abwehrfähigkeiten des Iron Dome», sagt Grünewald. Israels Militär hat nach eigenen Angaben 99 Prozent der Flugkörper
abgefangen. Am Nachmittag habe Grünewald seine Frau zur Arbeit gefahren.
Am Samstagabend, etwa 2000 Kilometer entfernt in Urmia, Iran, hat die 20-jährige Mana Abdali gefilmt, wie die Raketen in Richtung Israel flogen. «So etwas habe ich noch nie erlebt.» Die Stimmung sei schrecklich: «Wir haben Angst, dass es nochmals eskalieren könnte.»