Die Sem-chefin als Schlichterin
Der Bund braucht neue Asylzentren, doch die Bevölkerung wehrt sich. Durchbringen muss das
170 Asylsuchende sollen in Buosingen SZ in einem neuen Bundesasylzentrum untergebracht werden. Den geplanten Bau verteidigen muss Christine Schraner Burgener – die oberste Migrationsbeamtin beim Staatssekretariat für Migration (SEM). Mit Vertretenden des Regierungsrats und der Gemeinde stellte sich die Asylchefin am Mittwochabend den Fragen der Bevölkerung von Buosingen. Empfangen wurde Schraner Burgener jedoch von 14 Freiheitstrychlern, lautem Gebimmel, Buhrufen und Plakaten mit der Aufschrift «Wir fordern Remigration».
Christine Schraner Burgener arbeitete bis 2015 als Botschafterin in Thailand und hinterliess offenbar einen bleibenden Eindruck. Während des Regierungsumsturzes in Thailand habe sie als einzige Botschafterin Kontakt zu beiden Lagern gehabt, sagte der damalige deutsche Botschafter bewundernd der «NZZ am Sonntag» – und lobte Schraner Burgener als «die am besten vernetzte Diplomatin überhaupt». Internationale Bekanntheit erlangte die 60-Jährige vor allem in ihrer letzten Aufgabe vor dem aktuellen Job: Uno-generalsekretär António Guterres ernannte sie 2018 zur Uno-sonderbeauftragten für Myanmar.
In dieser Position bestand ihre Aufgabe unter anderem darin, eine friedliche Lösung für den in Myanmar ausgebrochenen Bürgerkrieg zu fördern und mit beiden Konfliktparteien, der Militärregierung und der nationalen Einheitsregierung Myanmars, Gespräche zu führen.
Dabei dürfte sie auch Verhandlungserfahrung gesammelt haben, auf die sie nun bei der Debatte um die Schweizer Asylsituation zurückgreifen kann. Vor allem, wenn es darum geht, schwierige Gespräche mit kritischen Einwohnerinnen und Einwohnern wie in Buosingen oder hartnäckigen Asylkritikern und Remigrationsanhängern zu navigieren.