Julia fährt einen MGB von 1967: «Werde mit Vorurteilen konfrontiert»
Zürich Julia (24) ging schon als Kind mit ihrem Vater an Oldtimer-rennen. Heute fährt sie ihren eigenen aus dem Jahr 1967.
Unter der Woche arbeitet sie als Lehrerin, in ihrer Freizeit fällt sie auf der Strasse auf: Julia Gut (24) freut sich auf den Sommer. Der Hauptgrund: «Dann kann ich endlich wieder meinen Oldtimer aus der Garage holen.» Im Winterhalbjahr sei ihr MGB GT aus dem Jahr 1967 in der Garage gestanden. «Wenn es jetzt aber wieder warm wird, bin ich damit überall unterwegs.»
Die Liebe zu alten Autos hat Julia von ihrem Vater. «Schon als kleines Mädchen habe ich ihm dabei zugesehen, wie er in der Garage an Autos herumschraubte, und begleitete ihn an mehrere Rennen.» Für die
Zürcherin immer ein tolles Erlebnis. Doch: «Als junge Frau wurde ich immer mal wieder gefragt, ob ich als Beifahrerin da sei. Das ging mir so auf die Nerven.» In der Oldtimer-szene treffe sie bis heute kaum auf Frauen. Das will Julia nun ändern. Die 24-Jährige hat auf Social Media eine Plattform für autobegeisterte Frauen lanciert. «Mit ‹Race like her› will ich Frauen, die die Liebe zu Oldtimern teilen, zusammenbringen.» Innert kurzer Zeit hätten sich gleich mehrere bei Julia gemeldet. «Ich habe so coole Leute kennen gelernt.» Im gemeinsamen Gruppenchat seien inzwischen zwanzig
Frauen zwischen 18 und 26 Jahren. «Wir tauschen uns über unsere Autos aus. Künftig wollen wir uns mindestens einmal im Monat für eine Ausfahrt treffen.»
Neben der Freude an schönen Autos teilen die jungen Frauen, so Julia, eine weitere Erfahrung: Sie seien immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. «Zum einen wird man als Frau in dieser Szene etwas belächelt. Viele denken, dass man keine Ahnung von Autos habe. Zum anderen glauben die Leute, dass man Unmengen an Geld brauche, um einen Oldtimer zu fahren.» Dem sei aber nicht so: «Klar, die Autos sind nicht günstig, vor allem im Unterhalt. Aber was es vor allem braucht, ist Begeisterung und Know-how.»