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«Eine Smartwatch wäre Verrat an unseren Werten»
BASEL. Für Rolf Studer (45), den Co- CEO von Oris, ist eine mechanische Uhr auch smart. Und sie werde sogar von der Smartwatch profitieren.
Die Uhrenindustrie durchläuft gerade eine Baisse, nicht aber Oris – warum bleiben Sie von der Krise verschont?
Ja, es sind schwierige Zeiten im Moment, das ist definitiv so. Wir sind stets ehrlich geblieben mit den Konsumenten, wir haben beim Produkt einen guten Job gemacht. Wir haben immer faire Preise verlangt für unsere Produkte, auch als das noch weniger en vogue war.
Ihr neustes Modell, die Artelier Calibre 113, hat zwar einen Business-Kalender, ist aber keine Smartwatch. Warum baut Oris keine Smartwatch?
Da muss ich Sie fragen: Was ist denn eine Smartwatch? Zum Beispiel eine, die man immer reparieren kann, die man ein ganzes Leben lang hat? Eine, die man zum Sport anziehen kann, aber auch zum Arbeiten? Eine, bei der man die Batterie nie wechseln muss? Das ist auch eine smarte Watch.
Also ein bewusster Verzicht auf Konnektivität?
Wir machen nur mechanische Uhren, und das seit Jahrzehnten. Wir sind eine der ersten Firmen, die sich wieder auf die mechanische Uhr konzentriert hat, und sind jetzt eine der we- nigen, die nur mechanische Uhren machen. Es wäre ein Verrat an unseren Werten, würden wir jetzt auf den Connectivity-Zug aufspringen.
Wie wollen Sie eine junge Kundschaft, der das Smartphone als Uhr genügt, für mechanische Uhren begeistern?
Ich denke, dass die Smartwatch ein guter Einstieg ist. Die mechanische Uhr ist eine Form von Kultur. Das findet man mit 20 vielleicht noch nicht so attraktiv. Ich glaube, in dieser sehr elektronisch geprägten Zeit werden handwerklich gemachte Sachen, die man verstehen kann, an Wert gewinnen. Die Uhrenbranche wird von der Digitalisierung eher profitieren.