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Schweizer begleitete zum Tod Verurteilten
ST. GALLEN. Ein St. Galler hat Freundschaft mit dem in Texas zum Tod verurteilten Rolando Ruiz geknüpft. Er wohnte auch der Hinrichtung bei.
«Ich bin durch die Geschichte nicht traumatisiert. Es geht mir gut», sagt Andreas Hausammann, Musiker bei der reformierten Kirche des Kantons. Mehr als drei Monate sind vergangen, seit sein Freund, der Mörder Rolando Ruiz, im Hunts- ville-Gefängnis in Texas hingerichtet wurde. Seit 2000 waren die beiden in brieflichem und später persönlichem Kontakt gestanden. Obschon die Beziehung der beiden von traurigen Umständen überschattet wurde, lebte sie von gegenseitigem Respekt, wie die «St. Galler Nachrichten» schreiben.
Ruiz’ Leben war von Gewalt und Armut geprägt: «Mit elf Jahren war er bereits als Läufer für Dealer unterwegs.» Später begann er, selbst Drogen zu nehmen, und verschuldete sich. 1992 tötete der damals 20-Jährige als Auftragsmörder eine 29-Jährige mit einem Schuss in den Kopf. Ruiz gestand und wurde zum Tode verurteilt.
Ruiz habe sich über die Jahre zu einem komplett anderen Menschen entwickelt. «Er wurde zum Seelsorger für andere Insassen, aber auch für die Wärter», so Hausammann. Nach 22 Jahren in Einzelhaft war der 7. März 2017 der Tag der Hinrichtung durch die Giftspritze. Auf Wunsch seines Freundes war Hausammann bei der Hinrichtung dabei. «Das war eine sehr heftige Situation, die ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.» Doch für beide sei es auch eine Art Erlösung gewesen.