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Toljatti hat einen Star – er heisst Ricardo Rodriguez
TOLJATTI. Beim öffentlichen Training der Schweizer ist der Andrang so gross, dass sogar Zuschauer abgewiesen werden.
Kurz wirkt es, als ob der kleine Bub von der Welle älterer Jungs weggeschwemmt würde. Aber der vielleicht Siebenjährige hält durch – er krallt sich an die Abschrankung des Torpedo-Stadions. Der Knopf hat ein Ziel, er ruft es immer wieder: «Rodriguez, please! Rodriguez, please!»
Toljatti hat einen Star. Und der heisst Ricardo Rodriguez. Klar, auch Shaqiri, Lichtsteiner und Xhaka sind bei russischen Unterschriftensammlern begehrt. Aber keiner kommt an den Linksverteidiger heran. Wen man auch fragt von den Zuschauern, die ans öffentliche Training der Nati geströmt sind – einen Spieler kennen alle: Rodriguez. Die AC Milan mag nicht in ihrer höchsten Blüte stehen. In Toljatti hat sie treue Anhänger.
Auch die Nati hat ihre Fan-Basis erweitert. Die Freude, dass die Schweizer ihre Stadt als Basis gewählt haben, ist gross. Ganz sicher bei jenen 1500, die im Stadion sind. Wobei es auch mehr sein könnten, die Gratis-Tickets sind alle schon im Vorfeld weggegangen. Einzelne, die auf gut Glück versuchen, einen Blick auf die Schweizer zu erhaschen, scheitern an der eindrücklichen Ansammlung von Sicherheitskräften.
Für die Schweizer ist das erste Training auf russischem Boden der letzte Moment des Ankommens. Ab heute gilt es ernst, ab jetzt bereitet sich das Team hinter geschlossenen Toren auf Brasilien vor. Und das auf einem Rasen, der laut Goalie Yann Sommer in Topzustand ist – und seit gestern auch Linien hat.
Und der kleine Junge? Muss lange bangen und rufen. Dann bekommt er sein Autogramm. Sein Gesicht zeigt: Ricardo Rodriguez hat einen kleinen Russen gerade sehr, sehr glücklich gemacht.