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Vom Büezer zum Boss
Der VW Touareg hat schon eine beachtliche Karriere hingelegt. Nun wird er sogar in die Oberklasse befördert. Zu Recht?
Er ist bei VW der Dienstälteste in der SUV-Abteilung. Hat es in 16 Jahren zum Stückzahlenmillionär gebracht. Tritt nun in der dritten Generation noch grösser, noch mächtiger auf. Und kommt technisch aus derselben Zunft wie Porsche Cayenne, Bentley Bentayga und Audi Q7. Ihn zum Flaggschiff zu befördern, nachdem der Phaeton mangels Erfolg 2016 den Chefposten räumen musste, lag auf der Hand. Und doch ist Skepsis angesagt, wenn bei VW von Oberklasse die Rede ist. Ob man das dem neuen Touareg abnimmt?
Um es vorwegzunehmen: Ja. Nicht erst beim Bestaunen des geschmackvoll eingerichteten Arbeitsplatzes. Leider schon bei der Durchsicht der Preisliste. Spektakuläres Digitalcockpit, Touchscreen im Laptop-Format, Head-up-Display, edles Dekor, Luftfahrwerk, Allradlenkung, Wankstabilisierung, hoch qualifizierte Assistenten – alles da, was von einer modernen vierrädrigen Führungskraft erwartet wird. Aber nicht in den 80400 Franken inbegriffen, die der vorläufige Topdiesel mit 286 PS kostet. Gut ausgestattet, verlangt der Touareg Sechsstelliges.
Allradantrieb, 8-Gang-Automatik, Navi und eine vorausschauende Distanzregelung sind immerhin serienmässig. Der standesgemäss 6-zylindrige Motor erfüllt die strenge Abgasnorm Euro 6d-Temp. Und bis auf eine gewisse Anfahrschwäche ist das Fahrverhalten tatsächlich chefmässig. Nämlich souverän. Komfortabel. Motiviert. Hinzu kommen Soft Skills wie die Fähigkeit, Ruhe zu bewahren. Hohe Flexibilität im grosszügigen Innenraum. Kommunikationsgeschick. Eigenverantwortung beim teilautonomen Fahren.
Sport zählt trotz der Gewichtsreduzierung um rund 100 Kilo nicht zu den Kernkompetenzen, und Drecksarbeit hat selbst mit dem optionalen Offroad-Paket keine Priorität. Doch das heisst nicht, dass der ehemalige Büezer das Anpacken verlernt hätte. Im Gegenteil. Das Kofferraumvolumen stieg um 113 Liter von 697 auf 810 Liter, und wenn man ganz lieb fragt respektive die 1500-fränkige Anhängevorrichtung an Bord hat, nimmt der Touareg bis zu 3,5 Tonnen an den Haken.